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Valencias unbekannte Seite: Ausflug ins hippe Viertel Benimaclet

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Von: Kristina Pfahl

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Eine kleine Gasse mit bunten Häusern im Viertel Benimaclet in Valencia
Kleine Gassen in Benimaclet lassen das Viertel in Valencia wie ein Dorf wirken. © Kristina Pfahl

Valencias unbekannte Viertel wie Benimaclet laden zu einem Ausflug ein, bei dem man die Großstadt von einer anderen Seite kennenlernen kann. Statt Touristen-Massen findet man hier kleine Gassen mit typisch spanischen Cafés und Läden.

Valencia - Bei einem Ausflug nach Valencia werden meist die Sehenswürdigkeiten im Zentrum der spanischen Großstadt abgeklappert: die Markthalle Mercat Central, der Komplex Ciudad de las Artes y las Ciencias oder die Plaza de la Reina stehen dabei ganz oben auf dem Programm und auch sonst ist die Stadt vor allem für ihr lautes Fallas-Fest im März bekannt, das eine lange Tradition hat. Doch neben der schönen Innenstadt hat Valencia noch andere hübsche Plätze zu bieten und lädt Touristen auch auf Spaziergänge durch die ruhigeren Viertel ein. Ein Stadtteil, der dabei noch geradezu unbekannt für die Tourismus-Massen ist, nennt sich Benimaclet und befindet sich am nordöstlichen Rand Valencias.

Unbekanntes Viertel mit dörflicher Idylle mitten in der Großstadt Valencia

Während ein Teil von Benimaclet aus den für Spanien typischen Hochhaussiedlungen besteht, spürt man im alten Ortskern nur wenig von der internationalen Großstadt, denn die kleinen Gassen mit ihren gemütlichen Plätzen erinnern eher an ein typisch spanisches Dorf. Für einen Besuch in dem unbekannten Stadtviertel steigt man am besten an der Metro-Station Benimaclet aus, die nicht weit vom alten Stadtkern entfernt liegt. Ein Stück nördlich entlang der Straße Emilio Baró sollte man nach rechts in eine der kleinen Gässchen, wie etwa den Carrer del Reverend José Martí oder den Carrer de Manuel Castellanos abbiegen. Dort finden sich kleine, bunt angestrichene Einfamilienhäuser, die das Gefühl erwecken, dem Großstadtbummel von Valencia entflohen zu sein.

Am Ende der Gassen überqueren Besucher eine weitere für die Geschichte wichtige Straße des Viertels, den Carrer del Baró de San Petrillo. In der Nähe der Straßenbahnlinien, von denen aus die Tram in das Zentrum und an den Strand von Valencia fährt, standen hier bis Ende der 1950er Jahre die letzten Barracas, typische Landhäuschen, die heute nur noch in ländlichen Gebieten wie dem Naturpark Albufera vorkommen, der nicht weit von der Stadt entfernt liegt und als Wiege der Paella gilt. Ein Spaziergang durch den historischen Ortskern von Benimaclet führt vorbei an Cafés und Bars, an Obst- und Gemüseläden und an kleinen Geschäften. Besonders die vielen Buchläden stechen in dem unbekannten Viertel Benimaclet hervor und laden zu einem kurzen Abstecher ein.

Valencias andere Seite: Rund um den zentralen Platz des Viertels Benimaclet

Nachdem die Sträßchen des Ortszentrums erkundet wurden, sollte die Plaza de Benimaclet, der Kern des Viertels, angesteuert werden. Hier stoßen wir auf eines der wichtigsten Gebäude des Stadtteils: die Pfarrkirche Parròquia de la Mare de Déu de l‘Assumpció. Errichtet wurde der Tempel auf den Resten einer Kapelle aus dem 16. Jahrhundert, in der die Schutzpatronen des Ortes – Abdon und Sennen – gefeiert wurden. Das Fest der Schutzpatronen gilt als eines der wichtigsten Feierlichkeiten im Viertel – neben den Fallas, die in ganz Valencia bekannt sind. Das Gebäude, das einen Mix aus neoklassischen und neoromanischen Stilelementen enthält, ist Stück für Stück errichtet worden und schmückt seit einigen Jahrzehnten den Platz. Die Bilder im Inneren der Pfarrkirche sind neu, denn die alten Kunstwerke wurden im Bürgerkrieg zerstört.

Pfarrkirche im Ortskern des Viertels Benimaclet
Die Pfarrkirche in Benimaclet - ein historischer Ort in dem Viertel von Valencia. © Kristina Pfahl

Besucht man Benimaclet an einem Freitag, findet auf dem Platz vor der Kirche ein Wochenmarkt statt, auf dem man Kleidung, Blumen, Haushaltsgegenstände und andere Kleinigkeiten finden kann. Aber auch an den anderen Tagen lädt die Plaza zum Verweilen ein, denn rundherum befinden sich verschiedene Cafés und Restaurants, in denen die Spanier ihren Aperitif vor dem Mittagessen oder die in Valencia sehr geschätzte Merienda zum Nachmittag einnehmen. Von der Plaza de Benimaclet gelangen Besucher dieses unbekannten Viertels von Valencia am Ende der Straße zu einem weiteren interessanten Gebäude, welches aufwendig mit Mosaik bestückt ist. Unter den Einwohnern ist das Haus als „Casa del Trancadís“ bekannt. Damit spielt der Name auf den typischen Jugendstil des Modernismus aus der Region Valencia und Katalonien an, bei dem aus Keramikfliesen oder Glas abstrakte Muster gezaubert werden.

Haus in Benimaclet mit Mosaik im Trencadis Stil
Die „Casa del Trencadís“ im Ortskern des Viertels Benimaclet in Valencia. © Kristina Pfahl

Diesen nutzten auch bekannte Künstler wie der Architekt Santiago Calatrava für die Bauten der Ciudad de las Artes y las Ciencias oder Antoni Gaudí im berühmten Park Güelll in Barcelona für ihre Werke, die den Architekten des Gebäudes in Benimaclet inspiriert haben sollen. Das Haus war lange ein Obstladen, der auch in dem Film „Schlechte Erziehung“ von Pedro Almódovar auftaucht. Heute kann man sich hier Essen zum Mitnehmen bestellen oder in der Bar ein kühles Bier genießen.

Valencia: Schrebergärten und Gemeinschaftsgefühl im Viertel Benimaclet

Vom historischen Kern weiter in Richtung Osten gelangt der Besucher zu dem Gebäude Espai Verd, das durch seinen modernen Stil in Verbindung mit der grün bepflanzten Fassade auffällt. Hier markiert der Torre Miramar das Ende von Benimaclet, dessen Betonfassade wieder daran erinnert, dass man sich mitten in der Großstadt Valencia befindet.

Über das Zentrum hinaus erzählen noch erhaltene Äcker die Geschichte des Viertels von Valencia. Benimaclet wurde nämlich zur Zeit der Araber als kleines Dorf mit Gutshöfen gegründet und war lange Zeit ein eigenständiger Ortsteil, bis es 1972 vollständig in die Stadt Valencia integriert wurde. Seine von Landwirtschaft geprägte Vergangenheit kann man auch heute noch spüren, denn direkt hinter den letzten Häusern des Viertels liegen Felder mit kleinen Gehöften. Viele dieser alquerías, die traditionell in weißer Farbe angestrichen wurden, sind mit der Zeit verschwunden oder befinden sich in einem schlechten Zustand, wobei in dem Viertel vor einigen Jahren auch mehrere von Hausbesetzern bewohnte Gebäude von der Polizei geräumt wurden. Mit Projekten zur Wiederbelebung von Valencias Huertas, die Schrebergärten der Stadt, haben die Bewohner jedoch in den letzten Jahren versucht, das Gebiet wieder attraktiver zu gestalten. Heute gibt es zwischen Benimaclet und den umliegenden Ortschaften wie Alboraya, mehrere Restaurants, Gebäude, in denen Großveranstaltungen stattfinden sowie urbane Gärten, in denen Einwohner Obst und Gemüse anbauen.

Kreativ und jung: Benimaclet als hippes Studentenviertel von Valencia

Während Benimaclet für Touristen oft ein Fremdwort ist, kennt man es in Valencia besonders als Studentenviertel. Die Nähe der beiden Universitäten zieht viele von ihnen zum Wohnen in den Ortskern, der sich deshalb auch durch seine Offenheit und alternativen Bars und Cafés auszeichnet. Die bekannten Bars, unter ihnen das „Glop“ an der Plaza de Benimaclet oder das Centre Social Terra, sind am Wochenende voll von Studenten. Anders als im Zentrum von Valencia hört man hier die Leute vor allem in der Regionalsprache Valenciano reden. Abgesehen vom typischen Studentenleben finden kreative Köpfe im Viertel aber auch zahlreiche Aktivitäten rund um Musik, Literatur und Kunst, etwa im Teatro Círculo oder im Centre Instructiu Musical.

Das „Kaf Café“ hat sich besonders durch Live-Musik und Poesie im Viertel einen Namen gemacht. Hier können Interessierte regelmäßig verschiedene Veranstaltungen, wie Abende mit offenem Mikrofon besuchen, an denen Amateursänger sich hinter das Klavier oder an die Gitarre setzen, um die Zuschauer mit ihrer Musk zu begeistern. Von englischen Chart-Stürmern über valencianische Volksmusik bis hin zu selbst komponierten Liedern ist hier alles dabei. Neben der Musik gibt es im „Kaf Café“ aber auch Poetry Slams, größtenteils auf Spanisch, bei denen Künstler in einem Wettbewerb im zeitgenössischen Stil Gedichte vortragen. Ähnlich wie der Stadtteil Ruzafa in Valencia, der sich in den letzten Jahren vom Drogenviertel zum hippsten Bezirk der Stadt verwandelt hat, zeigt Benimaclet eine unbekannte Seite von Valencia, die vielleicht weniger glamourös und an einigen Stellen ein bisschen heruntergekommen, dafür aber sehr authentisch ist..

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