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Weltreise mit Hund und Lkw: Deutsche über ihr Abenteuer-Leben

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Von: Sandra Gyurasits

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Ein Mann, eine Frau und ein Hund stehen vor einem umgebauten Bundeswehr-Lkw in Merzouga in Marokko.
Deutsche auf Weltreise: Marion Wehner und Jürgen Lauer mit Bundeswehr-Lkw und Hund in Marokko. © Marion Wehner

Täglich frisches Obst im Senegal, eine Tüte Walnüsse im Iran: Deutsche Weltreisende schreiben ein Buch über ihre Abenteuer im Bundeswehr-Lkw mit Hund.

Und plötzlich sind die Grenzen geschlossen. Nichts geht mehr, weder vor noch zurück. Der Lockdown während der Coronavirus-Pandemie im März 2020 erwischt das Ehepaar Marion Wehner und Jürgen Lauer aus Deutschland mitten im Senegal. Ihre Weltreise über Spanien mit Lkw und Hund stoppt ausgerechnet in einem Land, das mit Armut, hoher Arbeitslosigkeit und Nahrungsmittelkrisen zu kämpfen hat. Dennoch sagt Marion Wehner: „Gott sei Dank Senegal. Wir waren 14 Monate allein im Senegal und möchten die Erfahrung nicht missen. Wir haben mehr geschenkt bekommen als verloren.“

Wehner und Lauer sind überrascht von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen. „Wir waren ja illegale Einwanderer“, gibt die Deutsche zu bedenken. „Trotz der immensen Armut haben die Senegalesen uns jeden Tag mit frischem Fisch, Obst und Gemüse versorgt und sich über jeden Cent gefreut, den sie verdienten.“ Als die beiden erzählen, dass sie die Hochzeit ihres Sohnes in Deutschland nun verpassten, leiden die Einwohner mit ihnen. „Als wären wir die bedauernswürdigsten Menschen.“

Deutsche auf Weltreise: Vom Corona-Stopp im Senegal über Spanien zurück nach Deutschland

Als es endlich weitergeht und Wehner und Lauer samt Lkw und Hund über Spanien ausreisen können, beschließen sie, etwas zurückzugeben, nachdem sie so viel Warmherzigkeit erfahren hatten. Sie schreiben ein Buch „Die Welt erfahren – Zwei mit Lkw und Hund“.

„Der komplette Erlös geht nach Ruanda, wo wir zwei Patenkinder haben“, erklärt Marion Wehner, „auch wenn wir unsere Kosten nicht decken können.“ Das Geld wird von der Organisation in Ruanda, die die Patenschaften anbietet, verwaltet und ist für Hochschulabsolventen bestimmt, die sich in den Bereichen Lebensmittelversorgung und Bau selbstständig machen wollen. „Ihnen wird geholfen, einen Businessplan zu erstellen, Bankkredite zu beantragen und sie werden begleitet.“ Voraussetzung ist, dass die Projekte nachhaltig sind.

Deutsche auf Weltreise mit Hund und Lkw: Abenteuerbuch stößt auf Interesse an Murcias Küste

„Ich wollte kein Reisebuch schreiben, davon gibt es genug, und auch keinen Reiseführer, weil sich alles so schnell ändert“, erzählt Marion Wehner. So hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben, „mit kritischen Gedanken zu Themen wie Bildung, Reisen und Wirtschaft und mit Quellenangaben, damit es nicht heißt, wo haben Sie das denn her“. Herausgekommen ist ein gebundenes Buch mit 328 Seiten und 700 Fotos, das den Lesern Mut machen soll, aufzubrechen, denn „der Mensch ist ein Nomade“.

Sie wollten das Buch von Deutschland aus verkaufen. Doch lange hielt es sie nicht in der Heimat Herzogenrath bei Aachen. Im März 2022 machten sie sich wieder auf nach Spanien, das Buch im Gepäck, um es quasi „auf dem Fußweg zu verkaufen“. Als Wehner und Lauer einen Stopp an der Playa Carolina an der Küste von Águilas einlegten, stießen sie bei anderen Reisenden auf Interesse, genauso in Mazarrón. Marion Wehner schwärmt von Spanien, von den Bergen und Stauseen im Landesinneren von Alicante bis Cádiz. „Die Passionsspiele von Riogordo in Vélez-Málaga, der 100 Meter hohe Caminitio del Rey in Málaga oder die weißen Dörfer von Andalusien, einfach toll.“

Deutsche auf Weltreise: Wie ein Bundeswehr-Lkw ein rollendes Zuhause wurde

Das Reisen in ferne Länder ist die Leidenschaft des Ehepaars. „Ich packte schon als Kind meinen Puppenkoffer und teilte meiner Familie mit, ich bin dann mal weg“, sagt Marion Wehner. Früher waren sie mit ihren beiden Kindern und Zelt auf zwei Motorrädern unterwegs, später, nachdem sie aus dem Berufsleben aus- und ins Nomadenleben eingestiegen sind, mit einem Lkw der Bundeswehr und Hund Minouk, einem Rhodesian Ridgeback.

Ein Mann und eine Frau halten ein Buch über ihre Weltreise.
Weltreisende Jürgern Lauer und Marion Wehner schreiben ein Buch über ihr Abenteuer. © Marion Wehner

Die Weltreise startet 2016 mit einem Lkw der Bundeswehr, der als Küchenwagen im Kosovo-Krieg eingesetzt werden sollte, aber Jahre später aussortiert wurde. Das richtige für Wehner und Lauer. „Wir können unsere Motorräder mitnehmen, haben mit 450 Liter genügend Wasser für vier Wochen an Bord. 500 Liter Sprit reichen für 2.500 Kilometer“, zählt Marion Wehner auf. „Der Wagen ist uns immer treu geblieben.“

Deutsche auf Weltreise mit Hund: Zu freundlich und zu schwer

Und der Hund? „Eine tolle Erfahrung“, sagt Marion Wehner, auch wenn Minouk, der eigentlich auf den Lkw aufpassen sollte, zu freundlich war, um den Diebstahl eines Laptops zu verhindern. „Eine Weltreise mit Hund ist sehr kompliziert.“ Als Wehner und Lauer endlich den Senegal verlassen konnten, den Lkw bereits in Richtung Valencia verschifft und Flugtickets mit Iberia nach Madrid hatten, tat sich ein Problem auf: Minouk. Der Hund war mit seinen 42 Kilogramm zu schwer. Das Limit bei Iberia liegt bei 30 Kilo. Dass er schließlich doch mitflog, lag daran, „dass Behörden und Fluggesellschaft sehr, sehr nett waren“.

„Wir haben außerhalb von Europa so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erlebt, dass ich mich gar nicht mehr so europäisch fühle“, zieht Marion Wehner Bilanz. „Im Iran zum Beispiel hat man abends an unsere Tür geklopft, um uns eine Tüte Walnüsse zu schenken. Uns zu helfen, war eine Selbstverständlichkeit.“ Das gebundene Buch „Die Welt erfahren – Zwei im LKW mit Hund“ kann auf der Internetseite bestellt werden. Preis: 33 Euro, ISBN 978-3-9817878-6-3.

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