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„Geisterkrankenhaus“ in Madrid: 100 Millionen Euro, doch kein Personal

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Von: Marco Schicker

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Politiker in Warnwesten und Masken eröffnen in Madrid eine Baustelle ein.
Madrids Landesministerpräsidentin Isabel Díaz Ayuso bei der Grundsteinlegung zum neuen Corona-Hospital in Madrid. Für sie ein Erfolg, für Kritiker eine Fehlplanung. © EFE

Die Landespräsidentin von Madrid, Isabel Díaz Ayuso, PP, hat am 1. Dezember das „Hospital Enfermera Isabel Zendal“ eröffnet. Ein Krankenhaus, das speziell für Pandemien ausgelegt sein soll. Doch das Projekt gilt aus mehreren Gründen als fachlich verfehlter Populismus.

Madrid - Der Baubeginn des „Hospital Enfermera Isabel Zendal“ in der Nähe des Madrider Messezentrums Ifema, das durch sein Notspital während der ersten Welle des Coronavirus-Notstandes berühmt wurde, war der 7. Juli, die Bauarbeiten für das Hospital, das "in Rekordzeit" errichtet werden sollte, sind allerdings noch längst nicht abgeschlossen.

Corona-Krankenhaus in Madrid eröffnet: Ohne Patienten und mit nur einem Bruchteil des Personals und der Kapazität

Doch nicht nur deshalb kann am Eröffnungstag 1. Dezember kein einziger Patient "begrüßt" und auch nur ein Modul mit 240 Betten, davon 16 Intensivbetten und 32 "dazwischen" eröffnet werden - rund ein Viertel der geplanten Gesamtkapazitäten. Das Hauptproblem ist das Personal: Von 669 Planstellen wurden bis dato nur 90 besetzt, durch Umschichtungen im öffentlichen Gesundheitswesen der spanischen Hauptstadtregion, nicht durch Neueinstellungen, die Ayuso strikt ablehnt.

Der spanische Gesundheitsminister Salvador Illa, PSOE, lehnte eine Teilnahme an der Eröffnung aus "Termingründen" ab. Das Projekt gilt nicht nur politisch als populistischer Akt in der langen Reihe populistischer Akte der Madrider Regionalpräsidentin Ayuso. Ärzte- und Pflegergewerkschaften kritisieren auch den Abzug von bereits extrem ausgelastetem Personal aus Krankenhäusern und Gesundheitszentren Madrids scharf, die Politik spiele mit dem Leben der Patienten wie der Mitarbeiter.

Für Madrids Landesministerpräsidentin Isabel Díaz Ayuso ist das neue Hospital natürlich eine Erfolgsgeschichte „für ganz Spanien“:

Hinzu kommt, dass Experten des Sektors die Struktur des Krankenhauses als "ungeeignet" als "Relikt aus dem 19. Jahrhundert" bezeichnen. "Man kann es nicht mal als Hospital bezeichnen, denn es erfüllt weder die Funktionen, noch hat es die technischen Einrichtungen die es dafür bräuchte", urteilt vernichtend José León Paniagua, der als Architekt für das staatliche Gesundheits- und Forschungsinstitut Carlos III arbeitet.

Scharfe Kritik am neuen Pandemie-Hospital in Madrid

Ein reines "Seuchenkrankenhaus" zu errichten, habe wenig Sinn, da man die Art und den Umfang einer Pandemie nie vorhersagen könne und es in "normalen" Zeiten für andere Behandlung kaum oder gar nicht spezialisiert sei. Das "Isabel Zendal" sei eher aufgebaut wie ein Massenaufnahmezentrum als wie ein modernes Krankenhaus.

Zwei Bauarbeiter gehen an der Baustelle eines Krankenhauses in Madrid vorbei.
Das Pandemie-Krankenhaus in Madrid stand von Anfang an unter Zeitdruck. Bauarbeiten, Ausstattung und Personalbesetzung sind zur Eröffnung am 1. Dezember noch nicht abgeschlossen. © EFE

Doch für diesen Zweck, eine Notaufnahme für Zeiten überbordender Krankenhäuser zur Verfügung zu haben, würde eine Installation wie im Ifema (die übrigens noch immer einsatzbereit eingelagert ist), besser geeignet sein. Das neue Krankenhaus, das über 100 Millionen Euro öffentliche Gelder gekostet hat, sei eher als "Obdachlosenasyl" denn als Krankenhaus geeignet.

Das Geld wäre in der Aufstockung des Personals des öffentlichen Gesundheitswesens besser investiert gewesen, so das Urteil der Profis wie Paniagua. Zumal der Unterhalt des "Geisterkrankenhauses" bei voller Einsatzbereitschaft und Personalstand jährlich fast die Investitionskosten erreichen wird.

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