Es wäre eigentlich eine schöne Lektion in Sachen Rechtsstaatlichkeit gewesen, nicht nur für die frühere Staatsanwältin Olona und Vox, sondern vor allem für deren kritiklose Anhängerschaft, wenn Melderegeln und die richtigen Papiere eben nicht nur für Zugewanderte, sondern für alle gelten würden. Dann sähen auch Vox-Kader einmal, was es bedeutet, wenn das Schicksal und die Chancen eines Menschen von Herkunft und Bürokratie abhängen, kommentierten den Skandal – natürlich linke – Zeitungen. Doch so wie die Sache gelaufen ist, liefert sie viel eher eine neuerliche Lektion in Sachen eines dem Gehorsam vorauseilenden Amtsschimmels, ein alter, in Spanien wohlbekannter Klepper.
Den Prognosen nach wird Vox die nächsten Jahre entscheidender Machtfaktor in Andalusien, wird die PP, die ihren bisherigen Koalitionär Ciudadanos abstößt und sich anderen Bündnissen verschließt, in einer Koalition in die Ecke drängen oder sie vor sich hertreiben können, wie immer ihr beliebt. Für solche Zeiten geziemt es sich für Beamte scheinbar, zunächst sich selbst abzusichern als das Recht durchzusetzen.
Olona hat am Dienstag die (PSOE-)Bürgermeisterin von Salobreña wegen des Versuchs, ihre Anmeldung rückgängig zu machen, bei der Guardia Civil angezeigt, wegen Amtsmissbrauchs und Versuch der Wahlmanipulation. Das ist die Logik von Vox. Der Rechtsstaat hat nur Gültigkeit, wenn er uns dient. Vox-Chef Santiago Abascal sekundiert mit Pawlowschen Kommentaren von der „Hexenjagd“ einer „Clique“ gegen seine Macarena, die ihm doch so viel Alegría bringen soll.
Nur ein reguläres Gericht kann der Sache nun noch auf den Grund gehen und geltendes Recht durchsetzen. Doch selbst das wäre aus Vox-Sicht eine willkommene Wahlhilfe für die Partei der Opfer der „Demokratiediktatur“, wie Abascal das legitime System einmal benannte und womit er Millionen Spanier mobilisieren kann, auch wenn seine Partei gegen sämtliche sozialen Maßnahmen - vom Mindestlohn bis zur Benzinbeihilfe - gestimmt hat, die auch einem Großteil seiner Wählerschaft zu Gute kommen.
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