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Coronavirus Spanien: Inzidenz steigt - Neue Covid-Ampel und 3G-Regeln

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Von: Stephan Kippes

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Auf der Terrasse eines Restaurants in der Innenstadt von Madrid sitzen Gäste in der Sonne.
Spanien misst das Corona-Ansteckungsrisiko jetzt nach anderen Kriterien. © A. Pérez Meca/dpa

Spanien ändert die Covid-Ampel und führt die Boosterimpfung ab 60 Jahren sowie den Covid-Pass ein. Mit weiteren Restriktionen ist vorerst nicht zu rechnen. 

Málaga/Murcia/Alicante – Es bleibt grün auch auf der neuen Covid-Ampel, die das Gesundheitsministerium und die Landesregierungen am 23. November verabschiedet haben. Diese nun geänderte semáfaro covid kommt nicht mit konkreten Einschränkungen daher, sondern ändert die Indikatoren, mit denen das Risiko der Coronavirus-Pandemie in Spanien eingestuft wird. Unabhängig davon führen einzelne Regionen wie Valencia 3-G-Regeln ein und verlangen etwa in der Gastronomie, in Nachtklubs oder bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen einen Nachweis, dass man geimpft, genesen oder getestet ist. Es gibt keine spanienweite Regelungen für den pasaporte covid, den jeder auf sein Mobiltelefon laden kann.

Neue Covid-Ampel in Spanien: Krankenhausauslastung entscheidend für Corona-Risikostufe

Aufgrund der hohen Impfrate verliert die Inzidenz als Risikofaktor in Spanien an Bedeutung, sodass ein niedriges Ansteckungsrisiko nun bis zu einer 14-Tagesinzidenz von 100 Neuinfektionen unter 100.000 Bürgern gilt, das mittlere Risiko bis zu 300 und das hohe bis zu 500 reicht. Wichtiger bei der Einschätzung der Coronavirus-Pandemie werden die Auslastung der Stationen – planta genannt – und der Intensivstationen, der UCIs, in den Krankenhäusern. Ein weiterer Faktor ist der Anteil der Tests, die im Vergleich zu den insgesamt durchgeführten Tests positiv ausfallen.

Dieser Wert liegt in Spanien bei knapp unter sechs Prozent, steuert in Valencia schon auf den Wert neun zu. Unterhalb der fünf Prozent spricht man von einer kontrollierten Verbreitung des Coronavirus, bis zu sieben Prozent werden einem niedrigen Ansteckungsrisiko zugeordnet, bis zu zehn Prozent einem mittleren, bis zu 15 Prozent einem hohen Risiko und darüber spricht man von einem extremen Risiko.

Corona Spanien: Inzidenz steigt in Valencia und Murcia und bleibt in Andalusien niedrig

Die 14-Tages-Inzidenz steigt aber auch in Spanien seit Tagen an und beläuft sich zum 24. November auf 149 Fälle, in Andalusien auf 75,5, in Murcia auf 152 und in Valencia auf 150 Fälle. Ohne Auswirkung bleibt die Zunahme der Neuinfektionen auf die Krankenhäuser trotz der hohen Impfrate nicht. Derzeit müssen über 3.170 Patienten mit Covid-19 stationär behandelt werden. Noch wirkt sich Corona auf die Auslastung der stationären Einrichtungen nur gering aus, sie liegt bei 2,56 Prozent auf den Stationen und bei 6,13 auf den Intensivstationen. Auf dem Festland nimmt der Druck auf die Intensivstationen lediglich in Katalonien mit 12,21 Prozent und in Aragón mit 11,36 Prozent spürbar zu, in Andalusien und Murcia liegt dieser Indikator noch bei um die drei Prozent, in Valencia und damit auch an der Costa Blanca aber schon bei 8,59 Prozent.

Näheres zur aktuellen Situation der Pandemie an der Costa Blanca lesen Sie hier und zu der in den Städten der Costa del Sol hier.

Noch ist alles im grünen Bereich. Die ansteigende Tendenz muss nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr im Hinblick auf das lange Wochenende um die Feiertage am 6. und 8. Dezember und die Weihnachtsfeiertage zwar kritisch eingeschätzt werden, aber das Gesundheitswesen steht viel solider da.

Coronavirus in Spanien: Jetzt gibt es Inzidenzen für Geimpfte und Ungeimpfte

Spanien setzt bei der Kontrolle der Pandemie weiterhin auf zwei Maßnahmen, mit denen das Land bisher im europäischen Vergleich gut fährt. Die Alltagsmaske und die Impfung gegen Covid-19. Gesundheitsministerin Carolina Darias brachte ihre Dreier-Regel ins Spiel. „Ich kann nur immer wieder betonen, impfen, impfen, impfen bleibt der beste Weg.“ Sanidad leistet Überzeugungsarbeit und veröffentlicht nun Inzidenzwerte von Geimpften und Nicht-Geimpften, die jetzt nur im Wochenzeitraum vorliegen. Da tut sich bei einer Inzidenz von 23,1 Fällen unter Geimpften und bei 64,5 Fällen bei Ungeimpften ein Graben auf, zumal die Wahrscheinlichkeit, dass sich ungeimpfte Personen zwischen 60 und 80 Jahren mit dem Coronavirus infizieren, achtmal höher ist als bei Geimpften, die einer Einweisung ins Krankenhaus beziffert das Ministerium als 18 Mal höher und die, an Covid-19 zu sterben wird als 25-mal höher eingeschätzt.

Covid- und Grippeimpfdosen liegen nebeneinander.
Die Impfung gegen Covid und Grippe läuft in vielen Regionen Spaniens parallel. © Jorge Gil/dpa

Derzeit verfügen in Spanien 89,2 Prozent der impffähigen Bevölkerung über den kompletten Impfschutz. Gleichzeitig läuft die Boosterimpfung weiter, die Personen über 70 Jahren verabreicht wird, mitunter gleichzeitig mit dem Grippeschutz. Eine zweite Impfung können auch Bürger im Gesundheitszentrum beantragen, die eine einzige Dosis des Präparats Janssen erhielten. Auch Angehörige von Risikogruppen und Bewohner von Senioreneinrichtungen bekommen die dritte Impfung.

Das Gesundheitsministerium hat am Dienstag die dritte Impfung für über 60-Jährige und für das Personal im Gesundheitswesen beschlossen. Das betrifft 16 Millionen. Derweil lässt die EU mit der Forderung nach einer dritten Impfung für Erwachsene über 40 Jahren keine Zweifel, wohin die Reise geht.

Coronavirus Spanien: Keine Regelung für Booster-Impfung für ausländische Touristen

Noch keine Regelung hat die Regierung für ausländische Urlauber getroffen, die in ihrer Heimat zweimal geimpft wurden und nun gerne in Spanien die Booster-Impfung bekommen würden. Die Covid-19-Impfung wird von öffentlichen Gesundheitszentren verabreicht. Man braucht eine (vorläufige) SIP-Karte für das öffentliche Gesundheitswesen. Diese wird Personen ausgestellt, die im Einwohnermeldeamt ihres Rathauses erfasst sind. Diese Meldung ist ab einem Aufenthalt von drei Monaten auch eigentlich verpflichtend.

Die Covid-Ampel dient Behörden dazu, die Auslastung etwa in der Gastronomie oder bei Veranstaltungen zu regulieren. „Wir haben bisher nur die Indikatoren verabschiedet ohne weitere Maßnahmen. Die arbeiten wir aus, mehr kann ich dazu noch nicht sagen“, meinte Gesundheitsministerin Carolina Darias. Allerdings sickerten einige der Empfehlungen durch.

Ein mittleres Ansteckungsrisiko beziehungsweise die Alarmstufe zwei könnte durchaus noch mit modifizierten Richtlinien für die Regionen bei der Auslastung der Räume in Restaurants und Ausgehlokalen begleitet werden. Die liegt derzeit bei 80 beziehungsweise 75 Prozent. Kritisch aber wird es wohl erst bei einem hohen Ansteckungsrisiko werden, dann sollen die Innenräume schließen und mit dem Nachtleben wäre wieder Schluss ebenso wie mit Großveranstaltungen, was beides in der Weihnachtszeit bitter wäre. Aus dem Schneider ist Spanien keineswegs. Niemand aber denkt an einen neuen Lockdown wie in Österreich.

Coronavirus Spanien: Covid-Pass kommt in fast allen Regionen falls die Gerichte es erlauben

Alle Regionen aber liebäugeln mit dem Covid-Pass. Geimpfte können sich den in der Regel über die Webseite oder App ihres regionalen Gesundheitswesens aufs Handy laden. Allerdings stolpern einige Regionen bei der Einführung des pasaporte covid über die Oberlandesgerichte, wie zuletzt das Baskenland. Dort halten die Gerichte die Maßnahme angesichts der hohen Impfquote für überzogen. Mit dem Covid-Pass kann Ungeimpften der Zutritt zu weiten Teilen des öffentlichen Lebens verwehrt werden, nicht nur zu Bars, Restaurants und Konzerten, auch etwa für Krankenhausbesuche. Das Prinzip der Impffreiheit wird ausgehebelt. Die Regionen drängen aber auf das 3-G-Regelwerk und harren dem Urteilsspruch der Gerichte. Die Region Valencia möchte ihn auf die Innenräume von Bars und Restaurants beschränken. Katalonien, Galicien und die Balearen haben bereits 3-G-Regeln eingeführt.

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