Seit 1. September 2021 bis Ende Mai 2022 fielen im Park 282 Liter Regen pro Quadratmeter, das 40-jährige Mittel liegt bei 540 Liter. "Der Klimawandel liefert uns immer weniger Wasser", liest Parkdirektor Eloy Revilla aus den Daten ab. Doñana "funktioniert dabei wie eine Warnanzeige". Wenn hier die Arten leiden, "folgen später schlechtere Ernten in der ganzen Region und dann sind auch wir, die Menschen dran". Er könne aber die Auswirkungen des Klimawandels im Park nicht bekämpfen, ihre Auswirkungen mildern, "wenn Landwirtschaft, Bebauung und Politik", stets gegen sie arbeiten würden.
Im Umfeld des Nationalparks, der unter staatlicher Aufsicht des Institutes CSIC steht, liegt der Naturpark, der in Landeshoheit der Junta de Andalucía steht, dazwischen und drumherum haben Gemeinden das sagen, in den Pufferzonen und im Naturpark gibt es eine Mischnutzung, legale wie vor allem illegale. Die berühmten Erdbeeren aus Huelva saugen im wesentlichen den Naturpark trocken, tausende illegale Brunnen und andere nicht genehmigte Wasserentnahmen sind das schlimmste Übel. Hinzu kamen in den letzten Jahrzehnten immer mehr Makro-Urbanisationen und damit immer mehr Menschen, die Wasser brauchen.
Die Biologen sind seit Monaten dabei, Tränken aufzustellen, "damit wenigstens kleine Vögel und Säugetiere trinken können", eine Lösung für die Zukunft und für alle Arten sei das aber nicht. An der trockenen Lagune Santa Olalla spielen sich derzeit Dramen ab: Die Biologen beobachten ein Wildfohlen, das auf dem Weg zu dem restlichen Wasser im Schlamm stecken blieb und von Raubvögeln zerfleischt wurde. Kleine Vögel gehen an dem zu hohen Salzgehalt des Wasser ein.
Das Wasserwirtschaftsamt versiegelt nach und nach illegale Brunnen, in Almonte, Lucena del Puerto oder Rociana del Campo, 71 allein in diesem Sommer. 2018 hatte die Polizei nach Anzeigen der Parkverwaltung 220 Brunnen stillgelegt, "aber wo sie einen schließen, graben sie kurz danach mehrere neue", so Carmen Díaz
Die Landesregierung Andalusiens will die Wasserdiebe, die illegalen Erdbeerbauern von Huelva per Landesgesetz freisprechen. Es geht um 1.460 Betriebe oder Bauern. Eine Amnestie, die einer Verurteilung des Nationalparks gleichkommt, womöglich einem Todesurteil. Seit 1988 alarmieren die Wasserexperten und Biologen, klagen die Entnahmen der Gemeinde Matalascañas und den nicht endenden Bau von weiteren Siedlungen.
Und natürlich auch die illegalen Brunnengrabungen, die, so der Direktor "das Wasserwirtschaftsamt bis 2019 praktisch nicht verfolgt" habe. Doch solange die Nachfrage nach Erdbeeren aus Huelva rund um das Jahr in Europa so groß ist, wird es immer Bauern geben, die versuchen, illegal an Wasser zu kommen. "Andalusiens Ministerpräsident Juanma Morena sollte mal herkommen, um zu sehen, was hier lost ist, doch die Politiker kommen immer nur, wenn hier alles schön aussieht."
Doch der angesprochene Moreno schimpft lieber auf die Zentralregierung in Madrid, dass sie zu wenig investiere, um Andalusiens Wirtschaft, Felder und Orte mit ausreichend Wasser zu versorgen, während er selbst etliche Investitionsprojekte schuldig blieb, das Geld dafür, das alle Andalusier mit der Wasserrechnung zahlen, aber einzog. "Seine" Erbeerbauern saugen indes die letzten Tropfen aus dem Nationalpark Doñana, bald mit parlamentarischem Segen, denn Moreno regiert mit einer satten absoluten Mehrheit. Und der Nationalpark ist ja nicht seine Zuständigkeit. Die UNESCO warnt regelmäßig und droht mit Entzug des Welterbestatus und wenn die Katastrophe groß ist, wie jetzt, ist auch das internationale Medienecho da - und verebbt bald wieder.
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