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Dürre in Spanien: Andalusiens Regierung kündigt „schmerzhafte Maßnahmen ab September“ an

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Von: Marco Schicker

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Bootsanlegestelle in leerem Stausee in Málaga.
Málagas größter Stausee La Viñuela ist hydrologisch tot. © Jorge Zapata/EFE

Eben gab es laut Landesregierung in Andalusien noch genug Trinkwasser, jetzt droht die Rationierung von Wasser auch für Private ab Herbst. Die Urlaubssaison will Andalusien freilich noch durchziehen, bis zum letzten Tropfen sozusagen. 

Update, 11. Mai: Direkthilfen und Investitionen in Milliardenhöhe seitens der Regierung sollen Dürre und Hitze in Spanien bekämpfen. Zu spät?

Update, 28. April, 22:00 Uhr: Jahrhundert-Dürre in Spanien: Die „Getreideernte in Spanien ist 2023 praktisch verloren“, vor allem kleine Landwirte bangen um ihre Existenz. Die Politik betreibt Gießkannen-Politik, an heilige Kühe will niemand ran, - obwohl auch das Viehfutter ausgeht. Konsequenzen wird Spaniens Dürre für ganz Europa haben.

Erstmeldung, 26. April, Sevilla - Es ist eine 180-Grad-Wende, die Andalusiens Ministerpräsident Juanma Moreno binnen weniger Tage hingelegt hat. Noch Anfang der Woche sprach er davon, dass die Trinkwasserrerserven für die Bevölkerung Andalusiens „für eineinhalb Jahre gesichert“ seien und seine Regierung mit Überleitungen und Geldspritzen die Bauern vor dem Schlimmsten bewahren werde. Jetzt spricht Moreno in einem Interview für den TV-Sender Antena 3 offen von „Restriktionen“. „Hoffen wir mal, dass es regnet, damit wir keine schmerzhaften Maßnahmen ergreifen müssen. Bleibt es so trocken wie es seit Monaten ist, müsse die Landesregierung „die Situation neu analysieren“, auch „im Umfeld des privaten Verbrauchs“.

Wenn es in Spanien nicht regnet: Kein Wasser mehr für Parks, Pools und private Gärten

Zu den Einschränkungen könnten, je nach Notstandstufe, zählen: Verbot der Bewässerung öffentlicher Parkanlagen, die Schließung von Badeanstalten, auch Sportbecken der Vereine, das Verbot private Pools und Gärten zu gießen. Zuwiderhandlungen können mit empfindlichen Geldstrafen belegt werden. Doch die Urlaubssaison in den Küstenregionen bleibt davon verschont, zu viel Umsatz stehe auf dem Spiel. Die Provinz Málaga plant bereits, Wasser aus dem benachbarten Cádiz zu importieren.

Für Landwirte in Andalusien gibt es bereits Restriktionen, sie können sich nicht mehr oder nur noch streng limitiert aus den Stauseen bedienen, schlicht, weil es in ihnen kaum noch Wasser gibt. Am 25. April 2023 standen die Wasserspeicher in der Provinz Málaga bei 35 Prozent ihrer Kapzitäten, in Cádiz 29,5, Sevilla 38, Huelca 42, Córdoba 18,8, Granada 32,6, Jaén bei 27 und Almería bei 12 Prozent. Ab unter 35 Prozent gilt eine Warnstufe, alles unter 25 als Notlage, ab 10 Prozent gilt ein Stausee als hydrologisch tot.

Andalusiens Ministerpräsident Juanma Moreno im Nationalpark Doñana
Andalusiens Ministerpräsident Juanma Moreno im Nationalpark Doñana. Ein Archivbild. © Junta de Andalucía

Moreno erkärte nochmals, dass „für den Sommer in den Küstenzonen der Wasserkonsum abgedeckt sei, garantiert“. Allerdings könne es passieren „dass man in Kürze in einigen Kreisen von Andalusien die Wasserhähne aufdreht, aber kein Wasser mehr kommt“, so Moreno, der im selben Satz die Schuld dafür der Regierung Sánchez gab, „die in fünf Jahren nicht ein Projekt für die Wasserinfrastruktur umgesetzt“ habe. Er hält sowohl die Senkung der Einkommenssteuer für 800.000 Bauern (insgesamt 1,1 Milliarden Euro) als auch die Vorziehung der PAC, der Agrarsubventionen der EU „für ungenügend“.

Schuld haben immer die anderen: Andalusien warnt vor „großem Drama“ wegen Wassermangels

Über eigene Defizite in der Wasserwirtschaft, auch im Zusammenhang mit illegalen oder exzessiven Bewässerungen von den Erdbeeren in Doñana bis zu den Avocados in Málaga, mochte Moreno nicht sprechen. Er sagte auch nichts zum Unterlassen von Überleitungsprojekten in Landesregie, die Verschwendung von Trinkwasser durch veraltete Rohre (kommunale Angelegenheit bzw. der jeweiligen Wasserversorger, privaten wie öffentlichen).

Satiresendung „El Intermedio“
Die Satiresendung „El Intermedio“ zerlegt Morenos Wasserpolitik. © La Sexta/Atresmedia

Moreno warnte mit Verweis auf die Ernteausfälle der Bauern in Spanien vor einem „sozio-ökonomischen“ Drama, das sich anbahne. Andalusien habe bereits einen Prozentpunkt Wirtschaftsleistung durch die Folgen der Dürre eingebüßt, was „dem Verlust von 30.000 bis 35.000 Arbeitsplätzen“ entspreche. Sollte die Dürre anhalten, würden die Einbußen bis zu 7 Prozent des BIP Andalusiens und 140.000 Arbeitsplätze kosten.

Not durch Wassermangel: „Wenn es Andalusien schlecht geht, geht es ganz Spanien schlecht“

Moreno lobte sich für sein „drittes Trockenheits-Dekret“, das seine absolute Mehrheit dieser Tage durchs Parlament brachte. Darin sind 40 Millionen Euro Soforthilfen für Bauern und Invesitionen über 123 Millionen Euro in Wasserprojekte vorgesehen, vor allem für „Wasserautobahnen“ zwischen den Stauseen verschiedener Provinzen sowie für den Ausbau von Aufbereitungsanlagen für Kommunen. Weitere Hilfsgelder aus Madrid und Brüssel erwarte er „so schnell wie möglich“, denn „es gibt kein Viehfutter, vielen Viehzüchtern bleiben nur noch Tage, die Lage ist sehr heikel“.

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez solle sich „auf die Bekämpfung der Dürre konzentrieren und sich mit unserer Landesregierung zusammensetzen, um Lösungen zu finden“. „Wenn es Andalusien schlecht geht, geht es Spanien schlecht“, so der PP-Politiker, das Wasser sei für sein Land wie das Benzin für einen Motor, so Moreno, der daran erinnerte, dass Andalusien führender Produzent von Reis, Bauwmolle und Olivenöl sei.

Notstandsmaßnahmen wegen der Dürre gab es partiell in den vergangenen Jahren immer wieder, in Almería, in der Provinz Málaga, im letzten Herbst gab es Wasser-Restriktionen auch für die gesamte Provinz Sevilla. In diesem Jahr machte Katalonien den Auftakt mit Einschränkungen beim Wasserverbrauch für Private wie für Kommunen. Die Autonomen Gemeinschaften folgen dabei unterschiedlichen, abgestuften Notfallplänen. In Dutzenden Orten mussten bereits auch Tankwagen die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser übernehmen, weil Brunnen den Bedarf nicht mehr bedienen können und die Aufbereitungsanlagen zu wenig liefern.

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