Da das Gesundheitswesen Ländersache sei, habe sich ein regelrechter Wettbewerb um medizinisches Personal entwickelt, bei dem logischerweise reichere Regionen Vorteile hätten oder solche, die aus Einsicht in die Notwendigkeit ihren Pflegern bessere Gehälter zahlten als Andalusien. CAE-Chef José Miguel Carrasco rechnet vor, dass ein Krankenpfleger in Andalusien im Schnitt 19.000 Euro brutto im Jahr verdient. "Im Baskenland werden dem gleichen Pfleger bis zu 32.000 Euro gezahlt". Neben dieser seien Navarra und Katalonien die Regionen, die am meisten Pfleger aus Andalusien abwerben. Ins Ausland gingen nur wenige.
Carrasco unterstellt der Junta ziemlich offen, die "Verträge des Servicio Andaluz de Salud alles andere als attraktiv zu gestalten". Sie würden "prekär bezahlt, eine Überlastung vorprogrammieren und den Arbeitnehmern keine Stabilität anbieten". Es sei dann kein Wunder, dass der öffentliche Gesundheitssektor immer schlechter werde, Dienstleistungen an private Anbieter ausgelagert, aber mit öffentlichen Geldern bezahlt und Patienten zu eigentlich unnötigen Privatversicherungen gedrängt würden.
Die Sache habe System. Der CAE-Vertreter nannte die Lage im Land "einen expolsiven Cocktail", da die Zahl der öffentlichen Gesundheitsmitarbeiter pro Einwohner ohnehin schon eine der geringsten in ganz Europa sei. 25.000 weitere Mitarbeiter bräuchte Andalusien, um zum EU-Schnitt aufzuschließen. Für Carrasco stellen sich die Forderungen klar da: Mehr Geld, längerfristige Verträge, klare Arbeitszeit- und Aufstiegsregelungen, ausreichend Kompensationen für unvermeidbare Überstunden.
Von der Junta, der andalusischen Landesregierung kommen bisher nur stückweise kleinere Verbesserungen, wie ein Gehaltsplus von 11 Prozent für Nacht- und Feiertagsdienste oder eine Mindestvertragsdauer von sechs Monaten. Gleichzeitig behauptet ein Vertreter des Landesgesundheitsministeriums, dass "die andalusischen Krankenpfleger die mit den dritthöchsten Gehältern in Spanien" seien. Für CAE ist das eine "glatte Lüge". Doch nicht alle wollen gehen, die Verbände rufen zu erneuten Protesten für einen Erhalt des öffentlichen Gesundheitswesens in Andalusien auf.