Zwischen Januar und November 2021 exportierte Spanien Güter im Wert von über zwei Milliarden Euro nach Russland, nach Frankreich waren es 46, nach Deutschland 30 Milliarden. Das Handelsvolumen klingt also vergleichsweise gering, das Wegbrechen der Geschäfte kann für einige Unternehmen aber den Bankrott bedeuten. Neben Agrarprodukten exportierte Spanien vor allem Kleidung, aber auch Maschinen. Rund 15.000 spanische Firmen haben per Im- oder Export Kontakt mit einem der beiden Länder Russland und Ukraine.
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Die Direktinvestitionen russischer Unternehmen in Spanien betrugen 2019 knapp eine Milliarde Euro, unter anderem in der Chemie- und Plastik-Industrie, der Öl- und Gasfördertechnik. Den größten Batzen machen indes die Importe aus Russland aus, die zuletzt 5,2 Milliarden Euro im Jahr umfassten, neben Erdgas und Rohöl ist das, wie auch aus der Ukraine, vor allem auch Weizen sowie andere Rohstoffe für Tierfutter für die Massentierhaltung in Spanien, weshalb erste Betriebe bereits Alarm schlagen.
Rund 50 spanische Unternehmen sind mit eigenen Investitionen in der Ukraine vertreten, darunter in den Bereichen Infrastruktur und Energie, aber auch im Textilsektor. Branchenriese Inditex (Zara) musste seine 80 Geschäfte in der Ukraine kriegsbedingt schließen, 527 sind es übrigens in Russland, die noch geöffnet sind, aber Opfer von Racheaktionen für EU-Sanktionen werden könnten. Auch die SWIFT-Sperre für russische Banken - die von Spanien von Anfang an begrüßt wurde - wird den Handel behindern und kann ihn sogar weitgehend lahmlegen, weil Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können.
Spürbar wird - einmal mehr - der Tourismus leiden: Costa Brava, Costa Blanca und Costa del Sol sowie Mallorca sind die Hauptdestinationen von Ukrainer und Russen - gewesen. 2019, im Rekordjahr vor der Corona-Pandemie, besuchten laut offizieller Zählung 1,3 Millionen Touristen aus Russland und der Ukraine Spanien, von 85,5 Millionen ausländischen Touristen insgesamt. Allerdings ließ ein Russe auf Besuch im Schnitt pro Tag 175 Euro in Spanien, zum Vergleich: die Deutschen gaben im Schnitt 138 Euro pro Kopf und Tag aus.
Nicht mitgezählt sind die tausenden Privatbesuche von Verwandten bei ihren Familien. Neben dem Ausfall für die spanische Tourismusbranche, werden unter dem Wegfall von Touristen auch kleine, spezialisierte Reisebüros und Transfer-Unternehmen, Lebensmittelfirmen oder Lokale, Vermieter von Ferienwohnungen von hier lebenden Russen und Ukrainern leiden.
Geschäftsausfälle wird es auch im Immobiliensektor geben, bei dem Russen und Ukrainer längst nicht nur im Luxus-Segment eine feste Größe in Spanien sind. Einige Makler sprechen bereits von Panik-Verkäufen, offensichtlich von Russen, die sich um eine Beschlagnahmung ihrer Güter im Rahmen der Sanktionen sorgen. Sie könnten ihr Geld schnell in die Schweiz schaffen wollen, die bereits in alter Tradition klargemacht hat, dass sie keinerlei Konten einfrieren wird.
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Der Geschäftsträger der ukranischen Botschaft in Spanien, Dimitrio Matuschenko, sagte im spanischen Fernsehen: „Dass uns Deklarationen ohnehin nichts helfen", Spanier könnten aber helfen: "Kaufen Sie nichts, was aus Russland kommt!". Die kleinen Pelemeni-Teigtaschen oder das Eis am Stiel im Russen-Laden um die Ecke in Torrevieja, Alicante oder Málaga gehören übrigens nicht dazu, die kommen meist aus deutschen Fabriken. Guten Wodka gibt es übrigens auch aus der Ukraine. Mit Kaviar wird es schwieriger, Iran wäre ein Ersatzlieferant, aber politisch auch nicht einwandfrei. Doch sollte der Kaviar-Nachschub für uns alle im Moment die geringste Sorge sein, zumal es in Spanien nie an guten Meeresfrüchten für viel weniger Geld mangelt.
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