Nach Angaben der spanischen Regierung versuchten am Freitagmorgen, 24. Juni, rund 1.500 Flüchtlinge, vor allem aus Ländern südlich der Sahara, die Grenze von Marokko nach Spanien gewaltsam zu überwinden. Diese Menschen, viele aus dem Sudan, sind teils monatelang auf der Flucht, haben sich und oft auch ihre Familien hoch verschuldet und erleben bei ihrem Weg in ein vermeintlich besseres Leben unermesslichem Leid durch Hunger, kriminelle Banden, Schleuser, aber auch korrupte Behörden.
Laut spanischem Innenministerium durchbrachen von den etwa 1.500 Menschen circa 500 die Absperrungen der marokkanischen Polizei im berüchtigten Barrio Chino von Nador und gelangten bis zum eigentlich wie eine Festung gesicherten Grenzzaun. 133 Personen gelang demnach der Grenzübertritt nach Melilla. Allerdings starben 18 Menschen beim Versuch in die EU zu kommen. Die meisten davon erstickten oder wurden an einer Engstelle am Zaun zu Tode gedrückt, einige starben auch beim Sturz von den über sechs Meter hohen Grenzzäunen.
Weitere 63 Flüchtlinge verletzten sich zum Teil schwer, mehrere seien im kritischen Zustand. Außerdem gab es unter der marrokanischen Grenzpolizei, so deren Angaben, 140 Verletzte, fünf davon schwer. Laut der AMDH, einer marokkanischen Hilfsorganisation, seien auch zwei marokkanische Polizisten im Krankenhaus gestorben, was die Behörden in der marokkanischen Grenzstadt Nador aber leugnen. Mehrere verletzte Flüchtlinge befänden sich danach noch immer in kritischem Zustand. Auf spanischer Seite wurden zudem 49 Guardia Civiles verletzt, keiner davon schwer, so das Innenministerium.
Die NGO AMDH Nador beklagt "unmenschliche Verhaftungsmethoden", selbst Flüchtlinge, die sich nicht mehr zu Wehr setzten, seien sowohl von marokkanischen wie spanischen Polizisten zusammengeknüppelt worden, Verhaftete zu regelrechten Bergen aufgehäuft worden. Allerdings räumt AMDH auch gewalttätiges Vorgehen der Flüchtlinge vor allem auf marokkanischer Seite ein. Der Verein will zudem Gerüchte untersuchen, wonach einige Flüchtlinge von marokkanischer Polizei erschlagen worden sein sollen oder Menschen wegen möglicher unterlassender Hilfeleistung überforderter oder nicht korrekt handelnder Sicherheitskräfte gestorben sind.
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Die Regierung in Rabat ließ mitteilen, dass sie die spanischen Behörden "voll und ganz" unterstütze und den Grenzschutz "garantiere", was ihr offenbar nicht gelingt. Der Vorfall wurde sofort politisch von der Opposition in Spanien ausgenutzt, die PP bestellt Innenminister Fernandeo Grande Marlaska ins Plenum und fragt, wozu der Wechsel in der Westsahara-Politik Spaniens gut gewesen sein soll, wenn sich nichts verbessere, man dafür aber nun Spanien auch noch in ein Krise mit Algerien geraten sei. Außerdem warf die PP den Sozialisten vor, "die spanischen Sicherheitskräfte im Stich zu lassen".
Die Grenzen zwischen Ceuta und Melilla waren erst Ende Mai nach zwei Jahren Krisen-Schließung wieder geöffnet worden, auch wegen der Reisewelle Paso del Estrecho. Aaufgrund der Vorfälle vom Freitag und wegen eines wachsenden Andranges, hat die spanische Regierung sie an diesem Wochenende vorsorglich schließen lassen.