Was die Gastro-Präsidenten auch nicht verraten: Für die Sonderkontingente in der Landwirtschaft mit Menschen aus sogenannten „Drittstaaten“ ist der gesetzliche Mindestlohn in Spanien außer Kraft gesetzt. Andere Beispiele aus den Vorjahren hätten zudem gezeigt, dass sich die Branche an „stillhaltende“ Mitarbeiter ohne gewerkschaftliche Unterstützung gewöhnt, für die das Ende des Arbeitsvertrages auch die Rückreise in die Heimat bedeutet. So werden von den Vertragsfirmen der Kommunen für die Stranddienstleistungen immer häufiger Rettungssschwimmer aus Argentinien angestellt. Was erst als Notlösung gedacht war, wird nun zur Regel. Die Argentinier sind billig, sprechen Spanisch und sind im Herbst wieder weg, wenn in ihrer Heimat der Frühling beginnt, die Konditionen der spanischen Kollegen wurden einfach an die argentinischen angepasst. Kellner auf Ibiza und selbst die saisonalen Skilehrer in den Pyrenäen schlafen wegen der stark steigenden Mieten quasi auf der Straße.
Der Gastronomieverband von Málaga Mahos bemängelt, weder über das Arbeitsamt, noch über Zeitarbeitsfirmen an genug Personal für Service und Küche in Strandbars, Restaurants oder Hotels zu kommen. „Die schlechte Bezahlung ist eine Lüge“, legt Präsident Martínez nach, „1.400 Euro sind im Kollektivvertrag für Málaga verankert“, der „von der großen Mehrheit eingehalten werde“, auch Ärzte und Polizisten arbeiteten an Wochenenden und Feiertagen, wirft er den Kellnern, die seit Corona zu zigtausenden in andere Branchen flohen, indirekt Faulheit vor. Anders als 260.000 Spanier, die im Handel arbeiten, wurde das Einkommen der Kellner und Köche nicht kollektiv an die Inflation angepasst, die Preise der Speisekarten und Hotelzimmer allerdings bis zum Doppelten der Jahresinflation. Woran es fehle, sei „Leidenschaft für den Beruf“, die Pandemie habe „die Mentalität der jungen Menschen verändert“. Selbstkritik hört man von Mahos nicht. Doch Spaniens Kellner sind weiter auf der Flucht.
Allein zur Semana Santa 2023 brauche Andalusien 18.500 Köche und Kellner, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Wenn man Personal aus Marokko holen müsse, solle es qualifiziertes sein, „direkt aus den Hotelfachschulen“, verspricht Horeca in Cádiz, das sich gegen den Vorwurf verwehrt, es würde das „nationale Personal“ nicht schätzen. „Am Ende geht es ihnen nur um Geld“, so eine Vertreterin der Gewerkschaft UGT, „die Arbeitgeber sind für die mangelhafte Ausbildung und Ausdauer des Personals selbst verantwortlich, wenn sie sie erst ausquetschen und dann zu jedem Saisonende auf die Straße setzen“. Auch Personal muss man pflegen, dann lerne es auch Englisch oder einen Fisch zu filettieren.
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