Lebensmittel-Preise in Spanien: Mercadona ist besonders teuer geworden

Um etwa 10 Prozent haben die Lebensmittel-Preise in Spaniens Supermarkt-Kette Mercadona angezogen. Angesichts eines Rekordgewinns im Jahr 2022 gerät Firmen-Chef Juan Roig in Erklärungsnot.
Valencia – Mercadona hat sich immer schon gerne mit dem Image als Supermarkt der typisch spanischen Familie geschmückt. Zuletzt aber dürfte die Einzelhandelskette mit Firmensitz in der Region Valencia es sich mit so manchem kleinen Mann in Spanien verscherzt und mehr als einen Kunden verloren haben, denn der Anstieg der Lebensmittel-Preise ist bei Mercadona besonders happig. Laut der Verbraucherschutzorganisation OCU zählt Mercadona zu den Supermarkt-Ketten, die die Preise am meisten erhöht haben, nämlich über 10 Prozent.
Spanien: Mercadona-Chef rechtfertigt Preissteigerung
Gründer und Hauptaktionär Juan Roig hat bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2022 die Preiserhöhung nun selbst als „burrada“, als ungeheuerlich bezeichnet. Doch sie sei notwendig gewesen. „Wenn wir die Preise nicht angehoben hätten, wäre das Desaster für die Produktionskette riesig gewesen“, sagte Roig, um sich aus der Affäre zu ziehen, denn die kräftige Preissteigerung bei Mercadona stieß nicht nur in der Linkspartei Unidas Podemos auf herbe Kritik. Auch viele Verbraucher in Spanien machen in Sozialen Netzwerken ihrem Ärger über die teuren Einkäufe Luft.
Dass die Produktionskosten für Landwirte und Erzeuger in Spanien durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise gestiegen sind, streitet niemand ab. Aber auch vor diesem Hintergrund erzielte Mercadona im Inflationsjahr 2022 einen Nettogewinn von 718 Millionen Euro – eine Steigerung von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Gewinne zu erzielen ist eine gute Sache, solange diese mit Angestellten, Zulieferern, Kunden und der Gesellschaft geteilt werden“, argumentierte Roig.
Mercadona unterhält in ganz Spanien 1.631 und in Portugal 39 Supermärkte, seine Filialen lässt das Unternehmen derzeit nach und nach modernisieren. Mercadona zählt insgesamt etwa 99.000 Angestellte.
Mercadona unterhält in Spanien über 1.600 Supermärkte
Für den Mercadona-Präsidenten ist „Unternehmen“ nicht gleichbedeutend mit „Kapital“. Außerdem wiegelte er ab, dass die Kosten in Spanien im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen seien, während die Produkte in seinen Supermärkten nur zehn Prozent teurer geworden seien. „Wir haben es geschafft, diese zwei Punkte aufzufangen“, betonte er. Zudem sei die Rentabilität eine der niedrigsten der letzten Jahre: für jeden verkauften Euro habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 0,025 Euro Gewinn gemacht, gegenüber den 0,027 Euro im Vorjahr.
Anfang März zeigte sich Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas guter Dinge, dass die inzwischen sinkenden Produktionskosten von den Supermarkt-Ketten auch an die Verbraucher weitergegeben würden. Sein Wort in Juan Roigs Ohr.