Trockenhäfen werden vor allem gebaut, weil echte Häfen sich nicht weiter ausdehnen können und die Güterzugstrecken zu weit weg sind. 334 Hektar Land in der grünen, traditionell seit über 2.000 Jahren auf Olivenöl geeichten Vega von Antequera werden dafür geopfert, ohne dass viel von Widerstand von Umweltschützern zu hören wäre. Nur einige Anwohner des Dörfchens von Cartaojal beklagen sich über drohene Meere von Solarpanelen, die der zuständige Bürgermeister von Antequera verhindern will, während er eine Pressekonferenz später genau dafür wirbt.
Die Zahlen sind aber auch beeindruckend: Bereits jetzt in der Vor-Urbanisationsphase des Puerto Seco, die vor allem im Plattmachen von Grünflächen besteht, werden hier über 200 Arbeiter beschäftigt, 8.000 direkte Arbeitsplätze sollen es bei vollem Betrieb ab 2024 werden. Wo die und ihre Familien einmal leben werden? Wird Antequera vom Olivenmeer zum Meer von Urbanisationen? Die Montes de Málaga und die noch grünen Ebenen ein einziges Industriegebiet? Wo Málaga ohnehin schon boomt.
Als Bonus soll der Mega-Logistikpark der erste in Europa sein, der energetisch autark sein wird und zwar zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen, doch zunächst musste Iberdrola eine konventionelle Starkstromtrasse verlegen. Schon jetzt laufen internationale Logistikfirmen, Finanzinvestoren, Hersteller von Baumaterial, Rohstofflieferanten und Agrarkonzerne der Landesregierung die Türen ein, um die Filetstücke des Logistikriesen zu bekommen. Das macht die Landesregierung jedenfalls glauben. Doch, so die Junta, auch der Mandel- und Olivenhändler der Region soll von dem Umschlagplatz profitieren, nicht nur Aldi oder Maersk oder die spanische Post.
Der Trockenhafen sei „die Antwort auf Schläge der Pandemie“ und sogar des Ukraine-Krieges. Denn man „demokratisiere die Dienstleistungen“, verbessere die Verbindungen, um lokale, regionale und europaweite Produktion und Distribution zu fördern, gebündelt und diversifizert gleichermaßen. So ähnlich, nur auf Altkastilisch, hat sich die Petition angehört, die Cristopherus Kolumbus einst den Katholischen Königen vortrug, um Geld für seine Reise nach Indien über die Westroute einzusammeln.
Auch das „Plus ultra“ der ersten Habsburger in Spanien, das noch heute in Spaniens Flagge weht, scheint den Trockenhafen zu beflügeln. Kein Superlativ scheint zu weit hergeholt. Das Marketing kommt nicht von ungefähr, denn ohne massive private Investitionen würde das Projekt ein Millionengrab, von denen Spanien in Form von Geisterflughäfen und Bahnstationen im Nirgendwo schon einige vorweisen kann.
Insgesamt 500 Millionen Euro Investitionen soll der puerto seco in Antequera generieren, rund 200 Millionen davon aus öffentlicher Hand, 300 Millionen von bis zu 150 privaten Unternehmen, die sich hier ansiedeln sollen. Darunter sollen auch viele Firmen sein, die vor Ort produzieren. Von Madrid fordert Andalusien dazu die Fertigstellung von wichtigen Teilstücken des Bahnnetzes, sowohl des mediterranen wie des atlantischen Korridors. Denn nicht nur der (echte) Hafen Málaga soll vom Trockenhafen profitieren, sondern hier sollen auch die logistischen Fäden der Häfen von Algeciras, Cádiz, Valencia, Alicante und sogar von jenem in Lissabon zusammenlaufen.
Boom bei Solarenergie in Spanien: Umweltschutz gegen die Umwelt.