Es sind Argumente, die sicher all die Nutzer überzeugen, die seit Jahren keine Bankfiliale mehr von innen gesehen haben. Aber es gibt eben auch noch die anderen, denen die physische Präsenz des Instituts, dem sie ihren Geldbesitz anvertraut haben, am Herzen liegt. Kritik am vermeintlich rücksichtslosen Rückzug der Banken in die digitalen Sphären äußern auch immer wieder Residenten an unseren mediterranen Küsten. Zum Thema: Ärger mit spanischer Bank: Kontoauflösung als Odyssee
Die Deutsche Heidi Winkelmann aus dem andalusischen Fuengirola etwa kann mit dem Online-Banking nicht viel anfangen. „Während der Corona-Krise habe ich viel online bestellt und schlechte Erfahrungen gemacht“, erzählt die 65-Jährige. „Von meinem Konto wurde Geld abgezwackt, seitdem mache ich kein Online Banking mehr.“ Das habe ihr jedoch eine Menge Ärger mit ihrer Bank eingebracht. Zum einen ist da das Problem ihres Umzugs aus Torre del Mar.
Noch ist es der deutschen Residentin in Spanien nicht gelungen, sich bei der Filiale der Banco Sabadell – deren Kundin Winkelmann ist – im neuen Wohnort anzumelden. Immer wieder – etwa, als sie um Kontoauszüge der letzten drei Monate bittet – werde sie mit dem Hinweis abgewiesen, das online selbst zu erledigen. Ähnliches passierte ihr, als sie verlorene Bankkarten neu beantragen wollte. „Es war nicht möglich, die neuen Karten nach Fuengirola geschickt zu bekommen. Ich sollte mich an Torre del Mar wenden.“ Was Heidi Winkelmann sehr verärgert, ist die „Null Dienstleistung der Bank“.
Für jede Frage benötige man einen Termin, den man online beantragen müsse. „Und wenn man anruft, kommt man nicht durch“, beklagt sie. „Es gibt ja nur ein Telefon für zehn Mitarbeiter.“ Vor der Bank in Fuengirola stünden die Kunden Schlange „und die Filiale öffnet auch mal 20 Minuten später als angezeigt“, sagt Winkelmann und klagt: Gerade die Älteren würden durch den Bankenwandel diskriminiert.
Es ist keine Einzelmeinung. Seit Beginn 2022 ist in Spaniens Regionen von verstärkten Protesten gerade älterer Bewohner die Rede. Hin und wieder gelingt es, eine Filiale zum Ausweiten von Öffnungszeiten zu bewegen. Meist jedoch bleibt der Widerstand vergebens, selbst wenn die Ortsregierung eingreift. 2022 war dann auch das Jahr, in dem 6.030 Angestellte allein der großen Banken Santander, BBVA, CaixaBank, Sabadell, Unicaja und Bankinter ihren Job verloren, da – im Sinn der digitalen Strategie – seit dem 1. Januar 1.200 Zweigstellen für immer ihre Türen schlossen.