Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias belohnt ihr Volk nun, am 7. Februar will die spanische Regierung das Ende der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln beschließen, ganz kurz danach soll sie in Kraft treten, erklärte die Ministerin und ergänzte, „wir haben eine sehr stabile epidemiologische Situation“, daher könne man auf die Maskenpflicht verzichten. Dabei bezog sie sich nur auf Covid-19, sondern auch auf die saisonale Grippe und andere Atemwegserkrankungen, die in diesem Herbst und Winter teils lästig grassierten, nun aber im Abklingen seien. Doch selbst die Weihnachtsferien, sonst der Katalysator für Corona und Co, brachten im durchimpften Spanien kaum einen Anstieg der schweren Covid-Fälle in den Krankenhäusern.
Darias kann auch deshalb die Zügel bei den Masken locker lassen, weil viele Spanier längst eine einst als asiatischen Exzentrik wahrgenommene Gepflogenheiten übernommen haben. So sieht man ältere, aber auch mittelalte Menschen mitunter an Orten ohne Maskenpflicht den Mund-Nase-Schutz tragen, in Supermärkten, im Theater, in engen Gassen, sei es zum Selbstschutz oder aus Rücksicht auf andere, in manchen Fällen vielleicht auch aus ängstlicher Gewohnheit. Niemand wird in Spanien deswegen ausgelacht oder angepflaumt. Wie gesagt, dafür ist den Spaniern die Freude am Leben wichtiger als die überhebliche Selbstdarstellung in anderen Breiten.
In Gesundheitseinrichtungen, das ergänzte Ministerin Darias, wolle man an der Maskenpflicht „vorerst festhalten“, um Corona nicht zu provozieren, dort wo sich die Anfälligsten aufhalten, aber auch als Prävention gegen andere Bakterien, Viren, Keime. “Die Masken verringern die Möglichkeit der Ansteckung durch Aerosol-Übertragung, sie haben Sinn in geschlossenen, schlecht belüfteten Orten mit vielem Menschen, die dort lange zusammen sind“, erklärt der Biologe Ignacio López Goñi von der Universität Navarra. Daraus sollte aber jeder seine Schlussfolgerung ziehen, denn die bisherige Gesetzgebung war „wenig kohärent“. Denn bei obiger Prämisse hätte die Maskenpflicht auch in Lokalen oder Kinos gelten müssen.
Für den Wissenschaftler habe man damit die Chance verpasst, den Menschen den angemessenen Gebrauch der mascarilla nahe zu bringen, die Sinn hätte, „wenn man Symptome für ansteckende Krankheiten habe oder an geschlossenen Orten in Kontakt mit verletzlichen Personengruppen trete“. Dem schließt sich auch Fernando Simón an, die viel gescholtene, aber auch hoch verehrte graue Eminenz der Corona-Pandemie in Spanien. „Die Message sollte nicht sein, die Maske abzuschaffen, sondern eigenverantwortlich mit ihr umzugehen“. Es gehe darum, dass „unser Gesundheitszustand auch andere betreffen kann, die ein schwächeres Immunsystem haben als wir selbst“.
Die WHO will am 30. Januar darüber entscheiden, ob sie das Sars-CoV2-Coronavirus nach wie vor als weltweite epidemische Bedrohung einstuft.
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