Notwendig macht diese Lieferungen nicht nur die Dürre, sondern auch der fehlende Anschluss dieses touristischen Gebiets an die Stauseen des Baskenlands. Es fehlen einfach 15 Kilometer Leitungen, die nun verlegt werden sollen. Solche Urdaibais gibt es in Spanien viele, was es so schwer macht, Wasser in trockene Gefilde zu transportieren. Der Kostenpunkt in Urdaibai: 44 Millionen Euro. Weitere 15 Millionen werden fällig für andere Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen. Bis 2027 sieht das Baskenland Investitionen von 900 Millionen Euro in der Wasserversorgung vor. Das unabhängige Forum für die Wasserwirtschaft schlägt vor, dass neben der Entsalzung der Wasserkonsum optimiert und vor allem im Mittelmeerraum mehr Gelder ins Leitungsnetz investiert werden soll, was eine ebenso kostspielige Angelegenheit wie verkannte Notwendigkeit ist.
Vom Ausbau der Entsalzungsanlagen entlang der Mittelmeerküste profitieren vorrangig die Anbaugebiete von Alicante, Murcia und Almería. Die Leistung der Anlagen von Torrevieja, Cartagena, Águilas, Carboneras und Campo de Dalías soll hochgefahren werden. Was man auch unternimmt, für die Landwirtschaft wird es nicht genug sein. „Das Wort, das die Wasserversorgung am besten definiert, ist Mangel. Es reicht nicht, um den Bedarf zu decken“, so der Vorsitzende der Bewässerungsgemeinschaft von Alhama de Murcia, Alfonso Romero.
Diese Warnung erklingt aus dem Gemüsegarten Europas, einem extrem trockenen Gebiet, in dem Salat, Paprika, Tomaten und Gemüse aller Art angebaut wird. Dort fanden vor zehn Jahren die ideologischen Grabenkämpfe statt, bei denen die Konservativen mit dem Überlandkanal vom Ebro gegen die 25 Entsalzungsanlagen zu Felde zogen, mit denen die Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero die Wassernot lindern wollte.
Heute herrscht Einigkeit darüber, dass es ohne diese Wasserfabriken nicht mehr geht, und den Überlandkanälen haftet der Makel an, dass beim Transport viel Wasser verloren geht. Inzwischen organisieren sich die Landwirte genossenschaftlich für den Bau eigener Entsalzungsanlagen, um nicht mehr von den spärlichen Wasserlieferungen des Tajo-Segura-Kanals abhängig zu sein. Diese Leitung aus dem Jahr 1979 soll auf ihrem Weg vom Tajo-Fluss zur Segura-Quelle allein wegen poröser Leitungen zehn Prozent des Wassers verlieren, das entspricht etwa 65 Kubikhektometer pro Jahr.
Kein anderes Land in Europa verfügt über vergleichbare Kapazitäten wie Spanien, um Salzwasser in nutzbares Süßwasser umzuwandeln. Die 68 Entsalzungsanlagen können fünf Millionen Kubikmeter Wasser pro Tag produzieren, eigentlich genug, um den Bedarf von 34 der 47 Millionen großen Bevölkerung zu decken. Experten plädieren dafür, in Regionen mit großem Defizit nun nicht mehr auf große, sondern auf kleine Anlagen zu setzen, die gezielt für die Landwirtschaft eingesetzt werden können.
Seit Mitte Juli schon stehen die Springbrunnen im baskischen Urdaibai still, Parkanlagen und Beete dürfen nicht bewässert werden, private Schwimmbäder nicht mehr aufgefüllt, Straßen nicht mehr benässt, Autos nicht mehr gewaschen, Höfe und Terrassen nicht mehr abgespritzt werden. Und den Druck, mit dem Wasser aus den Leitungen kommt, haben die Kommunen abgesenkt. Bis Mitte Oktober soll das so weitergehen – mit dem Meer vor der Nase und den Wasserspeichern der Region auf einem doppelt so hohen Stand wie der Rest der spanischen Stauseen, die nur zu 37 Prozent gefüllt sind. In sieben spanischen Regionen gibt es bereits derartige Einschränkungen beim Wasserkonsum.
Wer angesichts der Wasserknappheit nur in den wolkenlosen Himmel schaut, erfasst nur einen Teil eines komplexen Problems. Dabei spielen Klimawandel, Landwirtschaft, Tourismus, Konsumverhalten und veraltete und defekte Infrastrukturen ebenso eine Rolle wie eine fehlende Wertschätzung des Wassers als ein kostbares Gut.
An der trockeneren Mittelmeerküste, an der Costa Blanca, saugte in einem Sommer in den 1990er Jahren eine schwere Dürre die Wasserreserven in Jávea regelrecht auf und die Stadt musste mit Tanklastern versorgt werden. Die Menschen stellten sich damals mit Kübeln an, um Wasser abzuschöpfen, und die Gastronomen wussten nicht mehr, wie sie das Geschirr abspülen sollten. Jávea fand die Lösung für die Wassernot auf den Kanaren und baute die erste kommunale Entsalzungsanlage auf dem spanischen Festland. Die Bürger finanzierten sie über ihre Wasserrechnungen, heute versorgt sie mit den Grundwasserreserven eine Stadt, die im Sommer leicht von 30.000 auf 120.000 Bewohner anwachsen kann. In der Bucht von Jávea sind über 11.000 private Pools registriert, 50 Prozent des zur Verfügung stehenden Wassers landet im Pool oder benetzt die Gartenanlagen. Toll, was die Entsalzungsanlage leistet – oder?
Die Umweltschützer von Ecologistas en Acción machen nicht den fehlenden Regen für die Wasserknappheit verantwortlich, sondern den exzessiven Konsum und das schlechte Wassermanagement. Nutznießer ist stets die Landwirtschaft, jeder Tropfen landet am Ende irgendwie auf einer Plantage. Und wenn es keine gibt, dann auf dem Golfplatz. „Inzwischen wird das ganze Jahr bewässert. Sobald Wasser in Stauseen ankommt, wird es in die Anbaugebiete abgeleitet. Wir haben eigentlich keine Wasserspeicher mehr, sondern die Stauseen sind Transferanlagen“, meinte der Sprecher von Ecologistas en Acción, Martín Barajas.
Bewässerungsintensive Anbaugebiete verbrauchen nach Angaben der Umweltschützer 83 bis 95 Prozent des zur Verfügung stehenden Wassers – und ein Großteil des Obsts und Gemüses dient nicht einmal zur Versorgung der Bevölkerung, sondern geht in den Export.