„Die Preise, die wir verlangen müssten, um in die Schwarzen Zahlen zu kommen, will kein Händler zahlen, weil die Endkunden sie nicht mittragen“. Gleichzeitig steigen die Preise für frischen Fisch und Meeresfrüchte in Spaniens Supermärkten und Restaurants dennoch, wegen der Verknappung des Angebotes. Das heizt wiederum die ohnehin hohe Inflation weiter an. Am Ende kommt niemand mehr auf seine Kosten.
Ein Teufelskreis, den die spanische Wirtschaft in vielen Bereichen erlebt und der sich seit dem Ukraine-Krieg - zunächst durch Spekulation denn wirklichem Mangel, doch ohne den Krieg hätte es diesen Preissprung eben nicht gegeben - noch verschärft, auch die Lkw-Fahrer in Spanien oder Taxi-Fahrer, die Landwirte können ein trauriges Lied davon singen, erst Recht Hochöfen und andere energiefressende Industrien, aber genauso der Bürger, dem an den Zapfsäulen die Tränen kommen. Die Fischer aber sind ein besonderes Symbol. Fische und Meeresfrüchte, eine Säule der mediterranen Küche, repräsentieren sozusagen ein Stammkapital des Landes, für den Tourismus, für die eigene Lebensweise. Gegen die Stürme, welche die Fischer Spaniens an Land ertragen müssen, erscheint die stürmischste See wie ein ruhiger Pool.
Neben der steten Balgerei um EU-Fangquoten, Subventionszuteilungen und Billigkonkurrenz aus Drittstaaten, setzt ihnen der Klimawandel mit Bestandsrückgängen und invasiven Arten immer mehr zu. „Auch das Eis ist um 40 Prozent teurer geworden, wegen der hohen Strompreise. Das lähmt auch die küstennahen Fischer, wegen denen unsere Lonja überhaupt noch offen ist“, erklärt Andrés Barrera, der im Fischauktionshaus in Barbate arbeitet. Eis und Diesel sind für 60 Prozent der Kosten verantwortlich, der Anteil stand vor einem Jahr bei rund 30 Prozent, „20 wären gesund“, so Barrera. Spaniens Fischer von den Verbänden Cepesca und FNCP verlangen eine Dringlichkeitssitzung mit dem Landwirtschafts- und Fischereiminister.
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Direkte Subventionen zu erhalten, dürfte anhand der EU-Wettbewerbsnormen, aber auch der nachvollziehbaren Forderungen anderer Sektoren schwer werden. Eine Zwischenlösung wären „eine Art ERTE-Freistellung wie das im Tourismus während der Covid-Krise möglich war“. Der Staat würde so ein Übergangs-Arbeitslosengeld zahlen, bis sich Märkte und Preise beruhigen.
„Wir brauchen eine Antwort der Politik, die auf der Höhe der Zeit ist, tausende Familien in Spanien leben noch immer vom Fischfang. Wenn das so bleiben soll, muss der Staat helfen“. Doch wie genau, das ist auch den Fischern nicht ganz schlüssig. Die einzigen, die derzeit von der „katastrophalen Lage, die das Ende etlicher Fischereibetriebe bedeuten wird“, profitieren, so FNCP, sind die Fische, denen eine unerwartete Schonzeit beschert wird. Am 19. März verkündeten Andalusiens Fischer, bis auf Weiteres Sonntag bis Mittwoch nicht mehr aufs Meer zu fahren. Und an den anderen Tagen nur, wenn es sich lohnt. Doch selbst dann bleibt es ein Risiko, denn im Moment werden viele ihren Fang nicht los, - weil sie wegen des Streiks der Lkw-Fahrer keine Transporteure finden.
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