Fleischskandal bei Lidl schlägt hohe Wellen: Tierquälerei in spanischen Hühnerfabriken

Vor wenigen Wochen geriet Lidl in Deutschland ins Visier von Tierschützern. Nun haben Aktivisten schreckliche Bilder aus zwei Mastbetrieben in Spanien veröffentlicht, die Lidl beliefern.
Madrid – Bei den Bildern dreht sich einem der Magen um. Umweltschützer haben Aufnahmen von einem spanischen Mastbetrieb veröffentlicht, der den deutschen Discounter Lidl mit Geflügelprodukten beliefert. Wie auf dem Bildmaterial zu sehen ist, sterben Hühner in den Mastfabriken in Spanien unter grausamen Umständen. Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger Wochen, dass Umweltschützer dem Supermarkt Tierrechtsverstöße vorwerfen.
Fleischskandal in Spanien: Tierschützer nehmen Lidl ins Visier
Diesmal stammt das Bildmaterial von der Tierschutzgruppe Equalia, die verdeckt in Anlagen gefilmt hat, die im Auftrag des spanischen Lidl-Lieferanten Saga produzieren. Bereits Ende Oktober veröffentlichte die Albert-Schweizer-Stiftung Videoaufnahmen aus einem Mastbetrieb in Niedersachsen. In beiden Fällen handelt es sich angeblich um Betriebe, aus denen Lidl Geflügel für seine Eigenmarken bezieht. Beide Male stehen Tierschützer hinter den Aktionen, die Lidl drängen, sich zu den Richtlinien des European Chicken Commitment zu bekennen. Die Massentierhaltung steht auch in Spanien in der Kritik.
Neben Tierrechtsverstößen hat Equalia einen weiteren Fleischbetrieb, der angeblich für Lidl arbeitet, wegen Verstoßes gegen die öffentliche Gesundheit angezeigt. Angeblich war ein Container mit verwesten Tierkadavern in einer Anlage zu sehen. Die Anzeigen richten sich sowohl gegen die beiden Anlagen als auch den Zulieferer.
Tierschützer decken Fleischskandal in Spanien auf
Die Anlagen befinden sich laut Equalia in Villamanrique de la Condesa bei Sevilla und in Roquetes bei Tarragona. Allein in der Anlage in Sevilla sollen 100.000 Hühner in drei Hallen gezüchtet werden. Die am Dienstag veröffentlichten Informationen enthalten angeblich Material aus den Jahren 2021 und 2022, es dürfte sich demnach nicht um Einzelfälle oder Entgleisungen handeln. Die grausamen Zustände in Zuchtfabriken wie diesen und die negativen Folgen für die Umwelt machten zuletzt auch in Spanien immer wieder Schlagzeilen. Zuletzt legte sich Verbraucherminister Alberto Garzón mit der Fleischindustrie an.
Wie bei dem Video aus Niedersachsen sind deformierte und wohl auch überzüchtete Tiere zu sehen, die binnen 40 Tagen angeblich ein Körpergewicht von vier Kilo erreichen. Ein Küken mit umgedrehtem Kopf. Einige picken in den Kadavern eines Artgenossen, andere werden von Arbeitern brutal kaputtgeschlagen.
„Vor einigen Wochen ist eine Untersuchung über einen Zulieferer von Lidl in Deutschland veröffentlicht worden, nun sehen wir die Realität von zwei Betrieben in Spanien. Es ist notwendig, dass diese Kette zusammen mit der Lebensmittelversorgungskette Fortschritte macht, die einen adäquaten Lebensmittelschutz, das Wohlergehen der Tiere und Nachhaltigkeit garantieren. Wir haben mit Tierschutzorganisationen eine Kampagne gestartet, um Lidl dazu zu bewegen, das unnötige Leid der Masthühner in Europa zu beenden“, meint Julia Elizalde, Kampagnen-Managerin von Equalia.
Lidl wirbt bei seinen Frischfleischprodukten mit Gütesiegeln, die artgerechte Tierhaltung gemäß den europäischen Richtlinien garantieren sollen. Diese Welfair-Siegel stehen bei den Umweltschützern aufgrund ihrer mangelnden Transparenz in der Kritik. Stattdessen fordern sie eine Einhaltung neuer Richtlinien wie die des European Chicken Commitment, das den Verzicht auf überzüchtete Masthühner vorsieht und darauf pocht, dass Tiere natürlich heranwachsen. Dieser Vereinbarung hätten sich die Mehrzahl und über 300 Betriebe und die meisten Supermarktketten angeschlossen – Lidl allerdings nicht.
Wie die Zeitung „Publico“ berichtet, hat Lidl sich mit den Zulieferern in Verbindung gesetzt, um herauszufinden, ob dieser mit den beiden erwähnten Anlagen arbeitet. Sollte dies der Fall sein, müsse der Zulieferer die Kooperation beenden. Der Supermarkt verurteile jede Art von Misshandlung und Tierquälerei und betonte auch, dass die spanischen Märkte nicht von dem Mastbetrieb in Niedersachsen versorgt werden. Alle Fleischprodukte stammten aus Spanien. Die deutsche Supermarktkette befindet sich in Spanien auf Expansionskurs.