Ein Beispiel: Für den Tarif TUR 1 (Jahresverbrauch unter 5.000 Kilowattstunden) beträgt der variable kWh-Preis derzeit 0,0636 Euro. Nur vier Unternehmen sind autorisiert, den TUR-Tarif anzubieten: Energía XXI (Endesa), Comercializadora Regulada Gas&Power (Naturgy), Baser (Grupo Total Energies) sowie CurEnergía (Iberdrola). Die Anbieter gehören den Energieriesen in Spanien. Deren Hauptinteresse konzentriert sich nicht auf den regulierten Markt.
„Wir erhalten Tausende von Anrufe jede Woche. Die Leute wechseln massenhaft“, hieß es gegenüber der Zeitung „El País“. Man sei nicht vorbereitet auf einen derartigen Ansturm. Endesa versicherte, seinen Kundendienst verstärkt zu haben. Naturgy teilte mit, extra einen digitalen Kanal geschaffen zu haben, damit der Wechsel auf der Webseite getätigt werden kann. Außerdem sei das Personal für den Telefondienst aufgestockt worden.
Mehrere Gaskunden haben jedoch ganz andere Erfahrungen gemacht und vergeblich bei Endesa versucht, jemanden an die Strippe zu bekommen. Dann würden oft technische Probleme angeführt, der Wechselantrag könne nicht bearbeitet werden. Auch über die Webseite Naturgy werden Wechselwillige offensichtlich hingehalten oder vertröstet. Man benötigt 20 bis 25 Tage, um sich mit dem Unternehmen in Verbindung zu setzen. Das ist bares Geld, dass einigen Gaskunden verloren geht. Bei manchen steigt der Tarif von 280 auf 580 Euro im Jahr.
Alicia aus Vigo schildert, wie sie auf der Naturgy-Webseite den Wechsel in den TUR-Tarif beantragen wollte. „Wir rufen zurück“, hieß es. Als sie es Tage später erneut auf der Webseite versuchte, hieß es, der Antrag mit ihren Daten sei bereits registriert. Vollzogen war der Wechsel aber nicht. Die Unternehmen wiederum meinen, das Problem liege daran, dass viele Kunden bei ihrem Gasanbieter anrufen. Den Wechsel könnten aber nur die vier TUR-autorisierten Unternehmen vornehmen.
Hauptproblem aber scheint die Überlastung der Telefonleitungen zu sein. Dabei gibt es durchaus Beispiele von Kunden, deren Wechsel erfolgreich war. Patricia aus Zaragoza schaffte es nach einer Woche Telefoniererei und zuletzt mit 20 Minuten Musikuntermalung in der Warteschleife. Bei Iván aus Salamanca wiederum hat es gerade einmal eine knappe Stunde gedauert, bis er wechseln konnte.
Angesichts der Wartezeiten und Probleme mit der Kunden-Hotline gehen viele Gaskunden dazu über, persönlich in einer der Geschäftsstellen aufzuschlagen. Die Verbraucherschutzorganisation OCU hat die Probe aufs Exempel gemacht und bei jedem der vier TUR-Anbieter 15 Wechsel-Anrufe auf der Service-Hotline gemacht. CurEnergía von Iberdrola hat am besten abgeschnitten. Lediglich bei drei der 15 Anrufe sei der Wechsel erfolglos geblieben.
Die Wartezeiten seien aber „beträchtlich gewesen“. Bei Baser von Grupo Total Energies habe man jeweils über eine halbe Stunde in der Warteschleife gehangen. Nur bei einem Anruf sei es nach 55 Minuten gelungen, den Wechsel hinzubekommen. Bei Naturgy sei man nur bei einem einzigen Anruf durchgekommen, der Wechsel aber habe nicht abschlossen werden können. Bei Energía XXI von Endesa sei am schnellsten abgehoben worden. Bei vier der 15 Anrufe habe es keine halbe Stunde gedauert. Da stellt sich die Frage, wie die großen Energiekonzerne mit dem neuen Gesetz für den Kundenservice klarkommen wollen. In dem Entwurf, der im Juni vom Kabinett verabschiedet wurde, heißt es, dass Anrufe unter der Service-Nummer eines Unternehmens innerhalb von drei Minuten angenommen werden müssen.