1. Costa Nachrichten
  2. Spanien
  3. Politik und Wirtschaft

Spanien: Mehrere Gruppenvergewaltigungen in wenigen Wochen - Mutmaßliche Täter teils minderjährig

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Judith Finsterbusch

Kommentare

Ein Absperrband der Guardia Civil in Spanien, dahinter verschwommen ein Polizist.
Die Polizei in Spanien ermittelt zu mehreren Gruppenvergewaltigungen. © Symbolfoto/EFE

Mehrere Gruppenvergewaltigungen sorgen in Spanien für Entsetzen. Bei zwei Fällen in Valencia sind die mutmaßlichen Täter minderjährig. An einem weiteren angeblichen sexuellen Missbrauch in Málaga gibt es mittlerweile Zweifel.

Málaga/Valencia - Mehrere Gruppenvergewaltigungen in kurzer Zeit schockieren Spanien. Anfang Mai sorgte ein Fall in Málaga für Aufsehen. Drei Männer wurden verhaftet, weil sie versucht haben sollen, eine junge Frau am Strand La Malagueta sexuell zu missbrauchen. Mittlerweile sind jedoch Zweifel aufgekommen, ob der sexuelle Übergriff überhaupt stattgefunden hat. Anders in der Region Valencia: Nur eine Woche nach dem Fall in Málaga schockierte eine Gruppenvergewaltigung in Burjassot. Zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren seien von ebenfalls minderjährigen Jungen vergewaltigt worden. Und wenige Tage später gab es schon wieder einen Fall, bei dem eine 18-jährige Frau in Villarreal, ebenfalls in der Region Valencia, von mehreren Männern missbraucht wurde.

Gruppenvergewaltigungen in Spanien - Wende im Fall Málaga

Die mutmaßliche versuchte Gruppenvergewaltigung in Andalusien am Strand von Málaga hat eine überraschende Wendung genommen, nachdem Zweifel an der Tat aufgekommen waren. Am frühen Morgen des 8. Mai hatte die Polizei drei Männer im Alter von 19, 30 und 31 Jahren am Malagueta-Strand verhaftet, nachdem ein Zeuge die Beamten verständigt hatte. Er habe gesehen, dass eine offenbar betrunkene Frau sexuell belästigt werde. Als die Polizei eintraf, hatte einer der Männer Wertsachen der Frau an sich genommen. Es hieß zunächst, die Polizisten hätten eine Gruppenvergewaltigung verhindert. Spanien fühlte sich an den Fall der Manada erinnert, bei der mehrere Männer eine junge Frau während der Sanfermines-Feier vergewaltigt hatten.

Nun sind jedoch Zweifel an der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung in Málaga aufgekommen, nachdem sich ein Zeuge bei der Polizei gemeldet hat. Es handelt sich dabei um einen Freund des vermeintlichen Opfers, laut Medienberichten hat er den Ermittlern Text- und Sprachnachrichten vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass der sexuelle Missbrauch möglicherweise gar nicht stattgefunden hat. Laut Spaniens Nachrichtenagentur EFE könnte die Frau die Vergewaltigung erfunden haben, um eine finanzielle Entschädigung zu kassieren und eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Derweil wurden die Verdächtigen vorerst aus der Untersuchungshaft entlassen, die Ermittlungen dauern aber noch an.

Zwei Gruppenvergewaltigungen in der Region Valencia - Täter minderjährig

Anders stellt sich der zweite Fall einer Gruppenvergewaltigung in Spanien dar: Am 16. Mai sollen fünf Jungen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren in Burjassot, Region Valencia, ein 13-jähriges Mädchen vergewaltigt haben, es soll vorab bereits einen zweiten sexuellen Übergriff auf ein zwölfjähriges Mädchen gegeben haben, das danach entkommen und Hilfe holen konnte. Die alarmierte Polizei suchte fieberhaft nach dem Opfer, das andere Mädchen konnte nur eine ungefähre Ortsangabe machen. Die Mädchen hatten sich über Instagram mit zwei der Jugendlichen in einem Park in Burjassot verabredet. Zu dem Treffen kamen allerdings noch weitere Jungen. In einem verlassenen Haus soll zunächst einer der Jungen das zwölfjährige Mädchen vergewaltigt haben, das daraufhin fliehen konnte. Anschließend sei es zur Gruppenvergewaltigung an dem zweiten Mädchen gekommen. Durch die Rückverfolgung der Instagram-Konten konnte die Polizei die Verdächtigen schnell aufspüren und verhaften.

Auch bei der dritten Gruppenvergewaltigung binnen weniger Wochen in Spanien sind die mutmaßlichen Täter noch minderjährig. In Villarreal, ebenfalls in der Region Valencia, hat eine 18-Jährige Anzeige erstattet. Sie sei am 20. Mai während der Sant-Pasqual-Feier von mehreren Männern vergewaltigt worden. Die Polizei verhaftete mindestens drei Minderjährige als Tatverdächtige. Auch in diesem Fall sollen sich Opfer und Täter wie schon in Burjassot über Soziale Netzwerke kennengelernt haben.

Nach Anzeige einer Touristin: Spanische Polizei ermittelt zu weiterer Gruppenvergewaltigung

Zu einem vierten Fall einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung hat die Polizei in Spanien nun ebenfalls Ermittlungen aufgenommen. In Pulpí, Andalusien, hat eine 30-jährige Frau angezeigt, sie sei am 21. Mai von drei Männern vergewaltigt worden. Bei dem Opfer handelt es sich um eine Touristin, die mit ihrem Lebensgefährten Urlaub in Andalusien macht. Nach einem Streit mit ihrem Partner sei sie abends alleine auf der Straße unterwegs gewesen, die drei Männer hätten angeboten, sie zu ihrer Unterkunft zu begleiten.

Was ist nur mit euch Männern los?

Gloria Calero, Vertreterin der spanischen Regierung in Valencia

In spanischen Medien ist nun eine Diskussion entbrannt, weil die mutmaßlichen Vergewaltiger in beiden Fällen in Valencia wieder auf freiem Fuß sind. Im Fall von Villarreal wurde die Freilassung auf Antrag der Staatsanwaltschaft angeordnet, Details dazu sind nicht bekannt. Anders jedoch die Gruppenvergewaltigung in Burjassot: Hier lautete offenbar die Empfehlung der Sachverständigen - Psychologen, Sozialarbeiter und Pädagogen - nach einer Beurteilung der Verdächtigen, zumindest vier der fünf Minderjährigen in Jugendhaftanstalten einzuweisen. Auch die Staatsanwaltschaft hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Stattdessen ordnete die Untersuchungsrichterin in Valencia jedoch an, die Jungen unter Auflagen freizulassen: Sie dürfen sich den Opfern nicht näher als auf 200 Meter annähern und auch keinen Kontakt zu den Mädchen aufnehmen. Die Staatsanwaltschaft hat Einspruch eingelegt.

Auch Spaniens Regierungsvertreterin in Valencia, Gloria Calero, äußerte Kritik an der Entscheidung: „Welche Botschaft vermitteln wir damit der Gesellschaft?“, fragte sie bei einem offiziellen Akt. „Frauen haben ein Recht darauf, sich frei zu bewegen, wann und wie sie wollen. Wir können nicht zurückgehen, zurück zur Angst“, sagte Calero. Schlussendlich richtete sie eine verzweifelte Frage an die Männer: „Was ist nur mit euch los?“

Zum Thema: Nur ja heißt ja - Spanien verabschiedet neues Gesetz zur sexuellen Selbstbestimmung.

Auch interessant

Kommentare