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Inflation in Spanien vor Höchststand: Wird das Einkaufen jetzt wieder billiger?

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Von: Stephan Kippes

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Eine Frau in Madrid schiebt einen EInkaufswagen.
Das Einkaufen in Spanien ist teuer. Schuld ist die Inflation. © Alberto Ortega/dpa

Die Lebensmittelpreise in Spanien steigen trotz Senkung der Mehrwertsteuer. Die Regierung vertraut darauf, dass die Lebensmittelkonzerne sinkende Kosten an die Kunden weitergeben.

Madrid – Landwirtschaftsminister Luis Planas ist guter Dinge, dass der Einkauf im Supermarkt bald nicht mehr ein Löchlein in seine Haushaltskasse pikst. „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Inflation bei Lebensmitteln ihren Höchststand erreicht hat“, meint er. Deswegen vertraut er nach einem Treffen mit Landwirten, Viehzüchtern, Produzenten und Vertriebsleuten aus ganz Spanien „auf eine positive Evolution der Kosten, die sich auf die Preise niederschlagen wird, die die Familien bezahlen“. So besteht kein Grund für weitere Steuervergünstigungen etwa auf Fleisch oder Fisch, geschweige denn für eine Deckelung der Preise für Grundnahrungsmittel, wie es Koalitionspartner Unidas Podemos fordert.

Inflation in Spanien vor Höchststand: Regierung hofft, dass Erzeuger sinkenden Kosten weitergeben

Defacto hat sich die Senkung, beziehungsweise Aufhebung, der Mehrwertsteuer (IVE) auf bestimmte Grundnahrungsmittel im Januar gar nicht bei den Lebensmittelpreisen in den Supermärkten ausgewirkt. Das hat das Nationale Statistikinstitut (INE) festgestellt. Ganz im Gegenteil. Die Lebensmittelpreise steigen im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15,4 Prozent. Damit fiel der Anstieg minimal geringer aus als im Dezember, als mit 15,7 Prozent das historisch höchste Plus registriert worden war. Überhaupt hat INE die Januar-Inflationsrate um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent angehoben.

Der Landwirtschaftsminister vertraut auf das Kapital. Er kam gewissermaßen mit den einzelnen Gliedern der Ernährungskette zusammen. Diese Kette soll dem Grundsatz folgen, dass kein Erzeuger mehr unter den Produktionskosten verkaufen darf. Sicherlich ein Fortschritt für Landwirte, die von den Vertriebsgesellschaften regelrecht ausgepresst werden. Dennoch nahmen die Linken von Podemos dieses Treffen ebenso ins Visier wie den Supermarktgiganten Mercadona und seinen Chef Juan Roig, den sie als einen „skrupellosen Kapitalisten“ bezeichneten. „Man kann nicht die Spekulanten des Kapitalismus darum bitten, dass sie sich etwas weniger bereichern“, so Sprecher Pablo Fernández.

Inflation bei Lebensmitteln in Spanien: Mehrkosten vion 860 Euro im Jahr pro Familie

Das Agrarministerium versuchte sich an dem Balanceakt, den Konzernen die Legitimität zuzusprechen, nach Gewinn im Wettbewerb zu streben, gleichzeitig aber die Entwicklung der Kosten in einem fairen Maß an die einzelnen Glieder dieser Ernährungskette weiterzugeben. Die Verkäufe der Agrarlebensmittelindustrie belaufen sich nach Verbandsangaben auf sechs Milliarden Euro pro Jahr. Just in diesem Segment sind die Preise über die normale Inflation hinaus gestiegen, angeblich wegen der Kosten für Energie, Produktion und Rohstoffe. Für Familien bedeutet das im Schnitt Mehrkosten beim Lebensmitteleinkauf von 860 Euro pro Jahr.

Je weiter man nach unten geht in dieser Ernährungskette, desto verhaltener klingt der Optimismus nach einer Senkung der Preise. „Es ist zweifelhaft, dass die Senkung der Kosten in der gleichen Geschwindigkeit weitergehen wird wie der Anstieg der Preise“, meint der Bauernverband UPA. In der politischen Diskussion gibt es eine Alternative. So hat Podemos vorgeschlagen, den Preis für eine Auswahl von 20 Grundnahrungsmitteln mit 14 Prozent zu subventionieren und auf ähnliche Weise zu deckeln wie die Benzinpreise. Der Vorschlag fand keinen Anklang bei den sozialistischen Ministern, die auf die Wirkung der Mehrwertsteuersenkung und des 200-Euro-Schecks warten.

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