Inflation in Spanien und die Folgen: Arbeitslosigkeit steigt, Konsum bricht ein

Rückschlag auf dem Arbeitsmarkt, nur 0,3 Prozent Wachstum, Konsum bricht ein: Die Folgen der Inflation machen sich in Spanien in sehr vielen Bereichen bemerkbar.
Madrid – Die Inflation ist in Spanien im April auf 8,4 Prozent gesunken. Sieht auf den ersten Blick gut aus. Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht. Die Kernrate der Inflation – also die Teuerungsrate ohne so volatile Produkte wie Energie und Lebensmittel – ist erneut gestiegen und am Monatsende bei plus 4,4 Prozent angekommen. Wie das Nationale Statistikinstitut (INE) dazu mitteilte, hätten die hohen Energiekosten einen „ansteckenden Effekt auf den Warenkorb“ – also die Menge an Waren und Gütern, die statistisch den typischen Verbrauch eines privaten Haushalts ausmachen.
Inflation in Spanien: Arbeitslosigkeit steigt - Industrie am stärksten betroffen
Die Inflation macht nicht nur den täglichen Einkauf in Spanien teurer. Die Folgen weiten sich auf alle Lebensbereiche aus. Beispiel Arbeitsmarkt: Nach der vom INE alle Vierteljahre durchgeführten Erhebung unter der aktiven Bevölkerung sind im ersten Quartal 100.200 Arbeitsplätze verloren gegangen. Auch die Arbeitslosigkeit stieg im ersten Quartal um knapp 71.000 Personen an. Die Quote betrug 13,65 Prozent. Für den Arbeitsmarkt der erste Rückschlag seit Sommer 2020. Im Vergleich zum Vorjahr waren zwischen Januar und März 878.000 Personen mehr in Beschäftigung. Die Zahl der Beitragszahler in der Sozialversicherung blieb bei über 20 Millionen. Der einzige Sektor mit einem Plus an Beschäftigung war der Bau. Am schlimmsten traf es die Industrie mit 68.000 verlorenen Jobs.
Für das Wirtschaftswachstum war das erste Quartal des Jahres auch keine gute Phase. Mit Plus 0,3 Prozent schrammte Spanien gerade so an der Stagnation vorbei. Neben der hohen Inflation als Folge der Energiepreise und des Angriffs der Russen auf die Ukraine wirkten sich die Omikron-Welle, der Lkw-Fahrer-Streik und die Lieferengpässe wachstumshemmend aus. Die Kombination all dieser Faktoren führte dazu, dass der private Konsum einbrach. Laut INE um „unerwartet starke 3,7 Prozent“.
Wachstumserwartung nach unten korrigiert: Inflation lässt Konsum einbrechen
Die spanische Regierung kam nicht mehr umhin, ihre Wachstumserwartungen für 2022 ebenfalls nach unten zu korrigieren: von 7,0 auf 4,3 Prozent. Damit liegt sie auf dem Kurs des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Banco de España, der Sparkassenstiftung Funcas oder der Großbank BBVA, die von Werten von 4,1 bis 4,8 Prozent ausgehen.
Dass der private Konsum im ersten Quartal so stark eingebrochen ist, wundert die Experten nicht. Wie die Verbraucherschutzorganisation OCU ermittelt hat, haben die wichtigsten Supermarktketten in Spanien ihre Preise innerhalb eines Jahres im Schnitt um 9,4 Prozent erhöht. Ausgewertet wurde die Teuerung anhand der Preisentwicklung von 165 ausgewählten Produkten im Zeitraum zwischen 20. März 2021 und 8. März 2022. Die Hälfte der Teuerungsrate, so OCU, habe sich allein in den vergangenen drei Monaten ergeben.
Inflation in Spanien: Preise steigen bei fast allen Supermarkt-Produkten
Die Verbraucherschützer teilten ferner mit, bei 84 Prozent der untersuchten Produkte habe es Preissteigerungen gegeben. Am stärksten bei Öl, Fisch, Konserven und Milchprodukten. Auffallend: Gerade die Eigenmarken der Supermarktketten hätten sich stark verteuert. Halte der Trend an, müssten Verbraucher in Spanien für ihre Einkäufe in diesem Jahr 500 Euro mehr ausgeben. Generell sprach OCU von einer „besorgniserregenden Entwicklung“.
Die Statistiker des INE haben auch den Umsatz des Einzelhandels unter die Lupe genommen. Demnach ging im März der Verkauf im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,5 Prozent zurück. Die Lebensmittelbranche verzeichnete einen Umsatzrückgang von 0,8 Prozent. In den übrigen Bereichen lag der Rückgang im Schnitt bei minus 11,3 Prozent.