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(Alt-) König Juan Carlos zurück in Spanien: Ist die Krone noch zu retten?

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Von: Stephan Kippes

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Altkönig Juan Carlos besucht Spanien
Altkönig Juan Carlos besucht Spanien. © Lalo R. Villar/dpa

Altkönig Juan Carlos hat sein Versprechen erfüllt und besucht Spanien. Am Wochenende weilte er bei einer Regatta in Galicien, am Montag soll er König Felipe VI treffen.

Madrid - Seit Tagen schüren die Medien eine Erwartung über die Stippvisite des Altkönigs Juan Carlos als gäbe es kein Morgen mehr. Der Privatsender La Sexta bot seinen Zuschauern an, den 6.000 Kilometer langen Flug des Privatjets von Abu Dhabi nach Spanien live mitzuverfolgen. Als die Gullfstream G 450 am Donnerstag kurz nach 19 Uhr auf der Rollbahn des Flughafens Peinador bei Vigo aufsetzte, wollten 40 Personen unbedingt diesen historischen Augenblick live miterleben. „Willkommen in Spanien, Majestät“, entfuhr es einem und es klang, als ob er nicht wüsste, ob er sich freuen oder schämen sollte. Juan Carlos stieg sichtlich mit Mühen aus und ging direkt ins Auto seines engen Vertrauten, dem Segelsportler Pedro Campos, und fuhr mit ihm und Tochter Elena auf und davon nach Sanxenxo im nordspanischen Galicien.

Besuch von Altkönig Juan Carlos in Spanien: Nach fast zwei Jahren Rückkehr aus Exil

Nach einem Jahr und acht Monaten kehrt der 84-jährige Altkönig Juan Carlos aus seinem Exil nach Spanien zurück. Die Medien wollten eine Art Staatsbesuch inszenieren. Man spricht seit einer Woche von der Rückkehr eines Monarchen in seine Heimat, wo ihn kaum jemand noch sehen will. Wird der 84-Jährige die Regatta überstehen, darf er seinen Sohn Felipe VI und die Königsfamile am Montag sehen? Eine Seifenoper,  die einen großen Teil der Spanier und ihre Alltagssorgen nur peripher tangieren.

Man hat, kann und wird endlos darüber streiten, ob Juan Carlos in seiner 39-jährigen Regentschaft der spanischen Krone mehr Glanz oder Schmach gebracht hat – die Geschichte wird ihn als Elefantentöter mit falschen Steuererklärungen abstempeln und ihn als den König in Erinnerung behalten, der möglicherweise der Demokratie in eine ihrer dunklen Stunden den entscheidenden Beistand geleistet hat.  Jetzt kann man Juan Carlos auch als das sehen, was er auch ist: Seit seiner Abdankung vor acht Jahren ein Rentner im hohen Alter, der seiner Frau, den drei Kindern und samt Enkeln einen Besuch abstattet. Ein Recht, das ihm kaum jemand absprechen kann. In dieses Horn stößt auch ein Gastwirt aus der galicischen Hafenstadt Sanxenxo, dem Austragungsort der Regatta, an der das Boot des leidenschaftlichen Seglers teilnimmt: „Das ist ein Herr, der hier einige Tage verbringt. Wollen wir ihm das Leben verbieten?“  Ähnlich denkt auch die konservative Opposition, schließlich segelt Juan Carlos in Galicien und das gilt als PP-Land.

Besuch von Altkönig Juan Carlos in Spanien: Regierung will Schaden von Krone abwenden

Hinter den Kulissen aber ziehen die sozialistische Regierung und das Königshaus die Strippen in ihrem Bemühen, den Besuch des Altkönigs ohne größere Kollateralschäden zu überstehen. Dabei fällt es jedem Außenstehenden schwer, heute in dem 84-Jährigen den Lebemann von einst wiederzuerkennen. Nicht mehr Jagdgewehre und Liebschaften bringen die diplomatische Harmonie in Gefahr, sondern alles dreht sich um Umfragewerte und den gefürchteten langen Schatten von Juan Carlos über dem Haupt von Sohn Felipe VI. Über 50 Prozent der Spanier empfinden die Monarchie als recht überflüssig und nicht mehr zeitgemäß  – und dabei führen sie Felipe VI und seine Familie vorbildlich und mit modernem Chic aus. Deutschland hatte schon Bundespräsidenten, die weniger qualifiziert für ihr Amt waren als Felipe VI oder Kronprinzessin Leonor es sind.  

Bei dem Zinnober um den Besuch von Juan Carlos geht es einzig und allein um das lädierte Ansehen einer Krone in Spanien, die nicht mehr so richtig in das 21. Jahrhundert passen will. Von Anbeginn des Exils des Altkönigs versucht die Regierung zu ermitteln, was für sie die größere Katastrophe wäre: Der Tod des Altkönigs im Exil oder seine Rückkehr nach Spanien. Deswegen „will“ Juan Carlos sich wohl  „dauerhaft“ und aus freien Stücken in Abu Dhabi niederlassen, ohne dass er da groß nach seiner Meinung gefragt wurde. Freilich darf Felipe VI seinen leiblichen Vater nicht bei ihm im Zarzuela-Palast übernachten lassen. Die Sozialisten achten ganz genau darauf, dass die Formen gewahrt werden. Ministerpräsident Pedro Sánchez wird nicht müde zu betonen, dass der emeritierte König dem spanischen Volk eine Erklärung schuldet.  

Vor der Justiz mag König Juan Carlos ein unbescholtener Mann sein, Richter und Staatsanwaltschaft kamen nicht gegen seine Anwälte, seine Immunität und die Verjährung an. Das Volk weiß genau, dass ein Normalbürger bei Geldgeschenken in der Höhe, Vorwürfen der Geldwäsche und Steuerhinterziehung in dem Ausmaß nicht in Abu Dhabi, sondern in Soto del Real hinter schwedischen Gardinen residieren würde. Populisten wie der kleine Koalitionspartner Podemos spüren das und nutzen das. „Jede Person, die mit der Geschichte von König Juan Carlos I. in unser Land einreisen würde, würde an der Grenze festgenommen und vor Gericht gestellt“, erklärte die Partei. Erklärt hat sich Juan Carlos nie, entschuldigt auch nicht - nur als nach der Erschießung eines Elefanten bei einem Safari-Urlaub in Botswana mit seiner Geliebten Corinna sich beim Gang auf die Toilette die Hüfte brach und auf Staatskosten reparieren ließ, brachte er seine Reue über die Vorkommnisse zum Ausdruck.  Immerhin, sein Vorgänger Ludwig XIV hätte das wohl nicht erwogen.

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