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Küstenschutz in Spanien: Katalonien setzt auf französisches Modell

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Von: Thomas Liebelt

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Umstrittene Hotelanlage Algarrobico nahe des Cabo de Gata.
Das Algarrobico-Hotel in Carboneras gilt als ein Beispiel, wie Küstenschutz nicht funktionieren sollte. © Jose Manuel Vidal/dpa

Die Regelung des Küstenschutzes ist in Spanien sehr umstritten. Die Region Katalonien will vom Nachbarn Frankreich lernen, wie es richtig gemacht wird,

Barcelona – Eine Reise entlang der Mittelmeerküste von Spanien kann zum Horrortrip werden, wenn man einmal nicht aufs Meer schaut, sondern in andere Richtungen: Wilde, ungezügelte Bebauung ohne Rücksicht auf natürliche Gegebenheiten. Nicht einmal geschützte Gebiete sind vor Spekulation sicher. Weite Teile der Küste sind längst verloren. Und niemand regt sich auf? Bis jetzt haben Staat und Regionen die Plünderer gewähren lassen. Nun aber hat die katalanische Regionalregierung sich entschlossen, ihre Küste vor Spekulation zu bewahren. Dazu wird nach französischem Vorbild ein Küsten-Konservatorium geschaffen. 2023 soll es mit seiner Arbeit beginnen, dem Küstenschutz.

Küstenschutz in Spanien: Katalonien will Küstengebiete kaufen und vor Spekulation schützen

Bereits 1975 wurde in Frankreich das Conservatoire du Littoral gegründet. „Seitdem haben wir 200.000 Hektar Land erworben, mehr als 13 Prozent der französischen Küste. In einigen Regionen sind es fast 30 Prozent“, erklärt Arnault Graves, der Beauftragte der Institution. Die erworbenen Grundstücke sind der Bodenspekulation entzogen und vor Bebauung sicher. Das Conservatoire ist dem Umweltministerium angeschlossen, agiert aber selbstständig.

Neben dem Landschaftsschutz spielen auch die sozialen Aspekte eine Rolle beim Landerwerb. Inzwischen wird auch der Klimawandel einbezogen, um besonders fragile Gebiete vor den Folgen zu schützen. Im Beirat sitzen Biologen, Soziologen, Anwälte und Philosophen. Fällt ein Stück Land in die engere Wahl, setzt sich der Beirat mit den dortigen Viehzüchtern, Landwirten, Bürgermeistern und Umweltschützern zusammen.

Neues Küstenschutz-Modell: Es geht darum, wie die Küste am besten zu erhalten ist

Dabei gehe es darum, wie das Gebiet am besten zu erhalten sei. Das kann auf verschiedene Weise erfolgen. In ruralen Zonen kann etwa Landwirtschaft unter ökologischen Bedingungen betrieben werden. Oft werden diese Gebiete auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, bisweilen haben sie sich als Besuchermagnet erwiesen. 180 Beamte des Conservatoire kümmern sich um die erworbenen Gebiete. Bewacht werden sie von 900 ausgebildeten Küsten-Ranger. Die Institution verfügt über ein jährliches Budget von 50 Millionen Euro.

Wegen der Nähe zu Frankreich hat die Idee eines Küsten-Konservatoriums zunächst an der Costa Brava in Katalonien Fuß fassen können. „Du passierst die Grenze zu Frankreich und siehst, dass in Banyuls-sur-Mer die ganze Küste geschützt ist“, sagt der Anwalt Eduard de Ribot. 2018 nahmen einige Naturschutzorganisationen die baulichen Planungen von 22 Gemeinden an der Costa Brava unter die Lupe. „Da haben wir gesehen, dass 250 Urbanisationen gebaut werden konnten in der ersten Küstenlinie, in Wäldern und an Stränden. Daraufhin haben wir die Bürgerinitiative SOS Costa Brava gegründet“, erzählt der Anwalt und Gründungsmitglied de Ribot. Auch an der Costa Blanca sorgt die Erschließung der letzten unberührten Küstengebiete immer wieder für Negativschlagzeilen.

Die Bürgerinitiative machte in der Folge verschiedene Eingaben an die Regionalregierung. Was auch Erfolg hatte. 2020 wurde ein Küstenschutzgesetz verabschiedet. Zudem verpflichtete sich die Generalitat Baustopps im Umfeld der Küste zu verhängen. Ein weiteres Versprechen war die Gründung eines Küsten-Konservatoriums nach französischem Vorbild innerhalb von einem Jahr.

„In Spanien verfügen wir über keine ähnliche Institution. Küstengrundstücke zu erwerben und dem öffentlichen maritimen Landeigentum hinzuzufügen unterliegt der Kompetenz der Generaldirektion für Küsten“, heißt es aus dem Ministerium für ökologischen Übergang. Dieses öffentliche Eigentum beschränkt sich allerdings auf einen Streifen von nur 100 Metern Breite entlang des Meeressaums.

Für die Zone, die sich dahinter anschließt, gibt es im Prinzip keine Einschränkungen für eine mögliche Bebauung. Doch genau für diese Zone ist das katalanische Küsten-Konservatorium gedacht.

Derweil beschäftigt Spanien ein anderer Aspekt des Küstenschutzes. Aufgrund der Erosion rückt das Meer immer näher an einige Häuser in erster Strandlinie. Immer wieder kommt es zu Protesten von Anwohner, die einen nachhaltigen Schutz der Küste und die Erhaltung ihrer Strände fordern, wie jüngst in Dénia.

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