Das Statistikamt INE erklärt deutlich, dass Verkäufer ihre Preise zu Jahresbeginn „anpassen“, „Im Vergleich zum Februar 2022 stiegen im Februar 2023 die Strompreise und auch die Lebensmittel sowie nichtalkohlische Getränke werden stärker verteuert als im Februar des Vorjahres“, so die Statistiker. Der Wegfall des 20 Cent-pro-Liter-Zuschusses für private Autofahrer, tut ein Übriges. Die Kerninflation (ohne Energie und saisonale Produkte) stieg im Februar sogar auf 7,7 Prozent, ebenfalls zwei Zehntel mehr als im Januar. Experten sind sich uneinig über den Fortgang der Teuerung, in Europa und in Spanien. Einige meinen, dass die Unsicherheiten durch den anhaltenden Ukraine-Krieg eine dauerhafte Stabilisierung verhindern, andere glauben, dass sich Richtung Jahresmitte die Lage „einpendelt“ und beruhigt, wieder andere glauben an einen Inflationsschub in der spanischen Urlaubssaison, weil die Tourismusindustrie dann versuchen könnte, ihre gestiegenen Kosten - und vielleicht ein bisschen mehr - bei den Touristen zu holen.
Die Regierung hat ihren Plan zum zweiten Teil der Reform der Renten vorgelegt. Nachdem die Renten zum Januar 2023 um 8,5 Prozent angehoben worden sind und die Bevölkerungspyramide weiter auf dem Kopf steht, müssen die Rentenkassen gefüllt und zukunftsfähiger gemacht werden. Bereits vor einem Jahr wurde an den Berechnungsgrundlagen und Eintrittsaltern geschraubt. Derzeit gibt Spanien rund 12 Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistungen für Rentenzahlungen aus, bis 2050 wird dieser Anteil, durchschnittliches Wachstum vorausgesetzt, auf mindestens 15 Prozent steigen. Diese Bresche von zur Zeit etwa 15 Milliarden Euro pro Jahr muss geschlossen werden.
Die Regierung will dabei die Rentenbeiträge für höhere Gehälter stärker erhöhen als für Durchschnitteinkommen. Mit Januar 2023 stiegen die Rentenbeiträge für Angestellte um 0,6 Punkte und werden bis 2029 auf +1,2 Punkte erhöht, 80 Prozent davon fällt auf die arbeitgeberseitigen Abgaben. Gleichzeitig wird die bisherige Deckelung der Beiträge ab Einkommen von knapp 54.000 Euro pro Jahr aufgehoben. Alles was darüber liegt wird ab sofort 2025 mit 1 Prozent Rentenbeitrag belegt, was bis 2045 bis 6 Prozent angehoben wird. Naturgemäß ist es dieser Teil, den die Arbeitgeberseite strikt ablehnt, er würde „Arbeitsplätze vernichten“.
Die Regierung will die Rente sozial gerechter berechnen und dabei auch die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen ausbügeln, so soll die Mindestrente an 60 Prozent der Durschnittsrente betragen, ähnlich wie die Regierung Sánchez den gesetzlichen Mindestlohn an 60 Prozent des Durchschnittslohns koppeln will. Für Mindestrenten für Menschen ohne Beitragsaufkommen, Sozialhilferenten, sollen 75 Prozent der Armutsgrenze gelten. Bisher werden für die Berechnung der Renten die letzten 25 Jahre Beitragszahlung herangezogen, ab 2025 werden es die letzten 29 Jahre sein, die zwei schlechtesten Jahre werden gestrichen. Das bevorteilt wiederum Arbeitnehmer, die lange zu ähnlichen Einkommensbedingungen arbeiteten, - also die berite Mehrheit - benachteiligt aber z. B. Selbständige oder „Karrieristen“, die in den letzten Jahren vor der Rente ihre höchsten Einkommen generierten. Ausfallzeiten von Frauen wegen Mutterschaft fallen weniger schwer ins Gewicht als zuvor. Die Renten der Frauen werden außerdem in den kommenden beiden Jahren jeweis um 10 Prozent stärker steigen als jene der Männer, um die „Geschlechterschere“ etwas zu schließen.
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