Spanien: Neues Verkehrsgesetz tritt in Kraft - Schärfere Regeln, höhere Strafen

Wer zu schnell überholt oder mit dem Handy am Steuer erwischt wird, muss jetzt tiefer in die Tasche greifen: In Spanien ist das neue Verkehrsgesetz mit strengeren Regeln und höheren Strafen in Kraft getreten.
Madrid – Null Promille für jugendliche Verkehrsteilnehmer, kein Bleifuß mehr bei Überholmanövern und ein Verbot aller Radarwarngeräte – das angekündigte neue Verkehrsgesetz Ley de Tráfico ist am Montag in Spanien in Kraft getreten und bringt schärfere Verkehrsregeln, höhere Strafen, aber auch einige wenige Lockerungen mit.
Neue Verkehrsregeln in Spanien: Mehr Geld, mehr Punkte
Alles kostet mit dem neuen Verkehrsgesetz mehr Geld und Punkte. Handy am Steuer – und sechs der zwölf Führerscheinpunkte sind weg, 200 Euro Strafe kostet es obendrein. Es reicht schon, das Handy nur in der Hand zu halten. Die Oberste Verkehrsbehörde in Spanien führt 35 Prozent aller Unfälle darauf zurück, dass die Fahrer abgelenkt sind und sich nicht auf die Straße konzentrieren. Das Handy gilt als Unfallverursacher Nummer Eins in einem Land, das im vergangenen Jahr knapp über 1.000 Verkehrstote zu beklagen hatte.
Wer Helm, Sicherheitsgurt oder Kindersicherheitssysteme nicht richtig anwendet, den kostet das mit dem neuen Verkehrsgesetz vier Punkte. Verkehrsteilnehmer sollten gut überlegen, was sie riskieren – man darf sich zwei Jahre nichts zuschulden kommen lassen, um alle zwölf Führerschein-Punkte wieder auf sein Konto gutgeschrieben zu bekommen - in Spanien ist das Punktesystem andersherum, es werden Punkte abgezogen statt hinzugefügt.
Nicht zu schnell überholen: Neue Regeln in Spaniens Verkehrsgesetz
Viel Kritik musste die spanische Regierung einstecken, weil sie mit den neuen Verkehrsregeln die gängige Überholregel ändert. Bisher konnten Autofahrer in Spanien während des Überholvorgangs auf einer Landstraße die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde um bis zu 20 Sachen überschreiten und 110 Stundenkilometer fahren. Das war einmal. Auch beim Überholen gilt 90. Das finden weder die Fahrschulen noch die Rechtspopulisten Vox oder die Volkspartei lustig. „Das erhöht die Gefahr schwerer Unfälle, weil Überholvorgänge länger dauern“, meint der PP-Abgeordnete Óscar Gamazo. Die Oberste Verkehrsbehörde DGT sieht es anders. Es gilt, die Zahl der frontalen Zusammenstöße zu senken, die im Jahr 2021 in Spanien 193 Todesopfer forderten.
Nicht alles ist mit den neuen Verkehrsregeln strenger. Motorradfahrer dürfen künftig Freisprechanlagen am Helm nutzen, um mit dem Sozius zu kommunizieren. Mit der Neuregelung soll auch die Sicherheit der Radfahrer im Straßenverkehr erhöht werden. 31 Radler verloren 2021 ihr Leben auf Spaniens Straßen, aber auch 13 Moped- und 228 Motorradfahrer. So müssen Autofahrer auf zweispurigen Straßen jetzt beim Überholen von Rad- und Mopedfahrern die Fahrbahn wechseln, auf einspurigen Straßen mindestens 1,50 Meter Abstand halten.
200 Euro für weggeschnippte Zigarettenkippe: Spaniens neues Verkehrsgesetz
Mit 200 Euro Strafe müssen Autofahrer in Spanien rechnen, die Zonen für niedrige Schadstoffe und Emissionen in Städten über 50.000 Einwohner nicht respektieren. Wer erwischt wird, während er eine Zigarettenkippe aus dem Fenster schnippt oder andere Objekte auf die Fahrbahn wirft, muss ebenfalls mit 200 Euro rechnen.
Ferner verbannt die spanische Regierung mit dem neuen Verkehrsgesetz die E-Roller von den Fußgängerwegen und führt für diese Vehikel eine Helmpflicht ein. Auf Fußgängerwegen haben übrigens auch alle anderen elektrischen Vehikel nichts verloren, ebenso wenig wie Fahrräder mit oder ohne Motor.
Das Verbot der Radarwarngeräte bezieht sich auf die Geräte, die Blitzgeräte per Signal aufspüren. Die Aufführung von festinstallierten Radargeräten etwa in Online-Diensten oder jeder Art von GPS bleibt weiterhin zulässig.