Dennoch begrüßen Tierärzte wie Molla eine stärkere Regulierung des Sektors, etwa bei der Zucht. Privatpersonen dürfen keine Rassehunde mehr züchten, um sie über das Internet zu verkaufen. „Das begrüße ich ausdrücklich. Es gibt so viele Hunde, die nicht artgerecht gezüchtet werden. Die Welpen haben dann oft Krankheiten. Wer züchtet, muss wissen, was er tut und die Zucht auch unter den entsprechenden hygienischen Bedingungen betreiben“, meint er.
De facto wird die Tierzucht in die Hände registrierter Züchter übergeben. Auch in Tierhandlungen dürfen keine Hunde, Frettchen und Katzen mehr ausgestellt und verkauft werden, kleinere Tiere wie Fische und Kaninchen aber schon. Die Regierung will auch noch eine Liste ausarbeiten, die Haus- von Wildtieren unterscheidet, um den Handel mit exotischen Exemplaren einzudämmen.
Wohl können zoologische Geschäfte als Vermittler für Adoptionen zwischen Tierheimen und Privatpersonen auftreten. Das Gesetz macht es explizit zur Aufgabe, Adoptionen aus Tierheimen zu fördern. „Derzeit herrscht noch große Unsicherheit, weil das Gesetz noch nicht in Kraft getreten ist. Man weiß noch nicht, welche Tiere auf diese Liste kommen und das wirkt sich negativ aus. Die Leute haben Angst, einen Hamster zu kaufen“, meint Mido Elsaghir von der Tierhandlung Ladridos in Benidorm.
Halter müssen weiterhin Hunde chippen und bei den entsprechenden Stellen ihrer Regionen registrieren. Weiterhin setzt die Regierung bei Kolonien von Straßenkatzen auf ein Managementmodell, das auf den Schritten „einfangen, sterilisieren und rückführen“ fußt. Diese CER-Methode gilt auf den Kanaren und auch in einigen Gegenden mit Feuchtgebieten als umstritten, da die ausgewilderten Schmusetiger offensichtlich Vögel und Reptile jagen könnten.
Die Gesetzesinitiative hat in vielen Punkten für hitzige Diskussionen gesorgt, innerhalb der linken Koalitionsregierung, aber auch zwischen Parlament und Senat ging es heiß hin und her. Gekippt ist das Verbot, dass Obdachlose keine Hunde halten dürfen. Obwohl sie manchmal für das Betteln um Almosen missbraucht würden, seien sie für die besonders ungeschützten Obdachlosen ein zu wichtiger Begleiter. Auch der Kursus für Hundehalter für den artgerechten Umgang mit ihren Schützlingen scheint vorerst auf der Strecke zu bleiben.
Nicht durchsetzen konnten sich die Linken mit ihrer Forderung, die Listenhunde abzuschaffen und größere Hunde allgemein einem Test zu unterziehen, ob sie eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen könnten. Damit bleibt die Ausgrenzung der Rassen Pit Bull Terrier, Rottweiler, Argentinische Dogge, Staffordshire Bull Terrier, American Staffordshire Terrier, Fila Brasileiro, Tosa Inu und Akira Inu weiter bestehen, die als PPP – perros potencialmente peligrosos – geführt und oft zu den Langzeiturlaubern hiesiger Tierheime werden.
Wie bei einem Podemos-Gesetz üblich, laufen Lobbys aus allen beteiligten Sektoren Sturm, von Tierärzten über Tierhändler, Jäger, Landwirte und Tierschützer. Dennoch, dieses Gesetz ist ein Meilenstein, würdigt die Arbeit der Tierschützer und spiegelt den Teil von Spanien wider, der Tierquälerei nicht mehr hinnehmen will. „Wir sind so weit gekommen, wie wir mit unseren Kräften konnten, aber nicht so weit, wie wir uns gewünscht oder gedacht haben. Und wir haben auch nicht als erste diesen Weg des Tierschutzes beschritten, da waren viele, viele Personen vor uns da“, sagte Ministerin Ione Belarra vor dem Parlament.