Nur Minuten zuvor sprach Wolodymyr Selenskyj noch vor dem UN-Sicherheitsrat und klagte dort die mutmaßlichen Kriegsverbrechen in Butscha an, die russische Truppen während der Invasion und bei ihrem Abzug an hunderten Zivilsten begangen haben sollen. Er forderte eine Untersuchung der Vorgänge durch die UN und eine Bestrafung der Täter, - er benannte Russlands Präsident Putin als Hauptverwantwortlichen -, unter anderem durch den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Selenskyj forderte zudem den Ausschluss Russlands aus dem Sicherheitsrat, das dort allerdings ständiges Mitglied samt Vetorecht ist und er verglich die Taten der russischen Armee in der Ukraine mit denen der Terrorgruppe Islamischer Staat.
Spanien hatte, wie zuvor bereits andere EU-Staaten, seinerseits 20 russische Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt und ihre Ausweisung angeordnet. Der Botschafter selbst kann jedoch bleiben, Litauen hatte auch diesen des Landes verwiesen.
Spaniens Parlamentspräsidentin erklärte zum Auftakt der Sitzung in einer emotionalen Einführung, dass der "Kampf der Ukrainer für Frieden und Freiheit gegen den Agressor Putin unser Kampf ist". Bei seiner Rede vor den Parlamentariern in Madrid, betonte der ukrainische Präsident dass "die Ukraine sich mit Spanien, einem der größten Länder Europas, in seinen demokratischen Prinzipien verbunden fühlt". Ukraine wolle den Frieden "und keine Konflikte, es ist Russland, das den Krieg begonnen hat, seit 2014 mit der Besetzung der Krim".
Russland wolle "unser Land zerstören und die Lebensmöglichkeit nehmen, eine Diktatur errichten und unsere freie Gesellschaft zerstören". Dieses Modell hat Russland im eigenen Land verhindert und will es nun in der ganzen Region zerstören, so der Präsident. "Stellen Sie sich vor, wie es den Müttern in der Ukraine geht, die ihren Kindern eine Telefonnummer eines Verwandten auf die Hand schreiben und sie wegschicken, in der kleinen Hoffnung, dass sie anderswo überleben können". "Erinnern Sie sich an diese Schrecken, die Ihr Land zum Beispiel in Guernica erlebt hat." - "Wir haben heute überall in der Ukraine Guernica".
Er wisse nicht, wie lange der Krieg dauern wird. Es hänge auch davon ab, wie stark die Sanktionen der friedlichen Welt seien. "Wie kann es sein, dass russische Banken noch immer Geschäfte machen können?". Er wisse aber auch, dass viele spanische Firmen in Russland dicht gemacht haben, denen möchte er danken. Er fordert aber auch die Firmen auf, "und Sie wissen genau, welche ich meine", die noch immer Geschäfte mit Putin machen, diese einzustellen. Ihre Geschäfte kosten Menschenleben.
In der Ukraine stehen die europäischen Werte auf dem Spiel. "Ich bitte Sie, das spanische Volk, uns weiter und noch stärker zu helfen, mit Gütern, mit Waffen, mit Sanktionen." Er bedankte sich für die Aufnahme der Flüchtlinge. "Wir kämpfen auch für Euch, für unsere gemeinsamen Werte in einer friedlichen Welt. Aber wir brauchen noch stärker eure Hilfe, bis Russland das internationale Recht respektiert - Ruhm der Ukraine!".
Der Ansprache folgte stehender Applaus des gesamten Hauses. Im Anschluss sprach Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez dem ukrainischen Volk die Solidarität Spaniens aus und verurteilte speziell die aktuellen Kriegsverbrechen. Sánchez würdigte den "Widerstand und die Würde" des ukrainischen Volkes.
Zum Thema: Was der Krieg in der Ukraine für Spanien bedeutet.