Neben dem Waldbrand bei Mijas an der Costa del Sol bei Málaga kämpfen Feuerwehrleute in Spanien derzeit gegen 33 Großbrände (Stand, 15. Juli, 23 Uhr), davon fast die Hälfte "außer Kontrolle". Besonders heftig toben die Flammen derzeit am und bereits im Nationalpark von Manfragüe, einem Naturparadies südlich von Plasencia im Norden der Extremadura an Kastilien und León angrenzende sowie rund um die Gemeinden Las Hurdes-Monsagro-Ladrillar bei Cáceres, ebenfalls Extremadura. Rund 1.500 des 18.000 Hektar großen Nationalparks seien bereits abgebrannt. Weitere Feuer gibt es in und um Monsagro (Salamanca) wo ebenfalls hunderte Menschen evakuiert werden mussten. Weitere Waldbrände sind aktiv in Navafría (Segovia), Vilariño de Conso (Ourense) sowie Folgoso (Lugo). Diese sind so stark, dass dort bereits Militär eingesetzt wird. Die verbrannten Flächen liegen je Brand zwischen 600 und 1.500 Hektar. Die 2022 verbrannte Naturfläche, etwa 72.000 Hektar, übersteigt bereits jene im gesamten Jahr 2021.
In Mittel- und Nordportugal und auch nahe Lissabon sind viele Feuer weiter außer Kontrolle. Wie berichtet, verbrannte bereits eine 50-jährige Frau in einem Maisfeld. Am Samstag stürzte ein Löschflugzeug vom Typ FireBOss in Foz del Coa bei Castelo Melhor im Bezirk Guarda im Zentrum Portugals ab, der 30-jährige Pilot starb.
Erstmeldung, 14. Juli: Madrid/Lissabon - Die zweite Hitzwelle dieses iberischen Sommers hat in Spanien ihren Höhepunkt erreicht, allerdings können die Temperaturen in den kommenden Tagen nicht wirklich als Entspannung gesehen werden, da 40+ sozusagen zum sommerlichen Standard werden. In weiten Teilen der Extremadura sowie im Tal des Guadalquivir von Córdoba über Sevilla bis Cádiz gilt am Donnerstag die rote, also höchste Warnstufe des staatlichen Wetteramtes AEMET wegen "extremer Temperaturen" von über 45 Grad, in Huelva könnte heute ein Allzeit-Temperaturrekord fallen.
In fast ganz Spanien gelten zudem die orange oder gelbe Warnstufe, lediglich die Küstenregionen am Mittelmeer und in Nordspanien entkommen allzu großer Hitze. Mit einigen Ausnahmen: Ausgerechnet im sonst frischen Galicien gelten orange Warnungen wegen Hitze auch an der Westküste, gelb im Norden. Eine gelbe Warnung spricht Aemet außerdem für die Marina Alta (Norden von Alicante) und den Süden der Provinz Valencia aus, abschnittsweise an der Küste Almerías sowie für die gesamte Meerenge von Gibraltar, ab Cádiz bis zur portugiesischen Grenze dann auch in Orange.
Auch die Waldbrandsaison begann 2022 deutlich früher als sonst üblich und geht Hand in Hand mit den Hitzewellen. So brannte es zur ersten Hitzewelle in Spanien im Juni bereits heftig bei einem Großbrand in der Sierra Bermeja bei Marbella, wo - nach 10.000 Hektar im Vorjahr - weitere 5.000 Hektar abbrannten. Um den 20. Juni zerstörte ein tagelanges extremes Großfeuer bei Zamora in Kastilien und León 30.000 Hektar, kritische Lagen gab es zudem in Navarra, an manchen Tagen brannte über 50 Feuer der Kategorien 1 und 2 gleichzeitig.
2020 sind in Spanien - nach aktuellen Schätzungen des Umweltministeriums in Madrid - bereits 60.000 Hektar Natur verbrannt, bis Mitte Juli. Üblicherweise brennt es in Spanien meist im August und September, wenn die Vegetation ausgetrocknet ist. Doch nach einem extrem regenreichen März und April, gefolgt von wiederum sehr, sehr trockenem Mai und Juni ist die ins Kraut geschossene Vegetation bereits trocken wie Zunder. Und dann folgten im Juni und jetzt im Juli zwei besonders heftige und lange Hitzewellen in Spanien.
Bei etlichen Waldbränden sind in dieser Woche in der Extremadura bei Cáceres bereits über 3.000, in Kastilien und León in der Provinz Salamanca über 2.500 Hektar Natur verbrannt. Mehrere Gemeinden wie Monsagro und Serradilla del Llano und damit hunderte Einwohner mussten evakuiert werden, allein 400 in der Umgebung des Naturparks Batuecas und um Las Hurdes in der Extremadura und im Süden der Provinz Salamanca. Das Agrarministerium von Kastilien und León spricht von "einem sehr aggressiven Verhalten der Brandherde und rasend schneller Ausbreitung", begründet durch die hohen Temperaturen, starke Winde und eine durch die insgesamt höheren Temperaturen größere Biomasse.
Während der Nacht brachen im Katastrophengebiet der Extremadura zwei weitere Brände aus, darunter auch bereits in kontrollierten Gebieten. Weitere kleinere Brände gab es bei Valencia sowie bei Gandía an der Costa Blanca, die diesmal noch relativ schnell unter Kontrolle gebracht wurden. Drei Brände wüten auch im galicischen Kreis O Ribeiro und sind zur Stunde außer Kontrolle. Auch in Andalusien in Monasterio de la Cartuja unweit von Jerez brennt es seit zwei Tagen.
Ein Einsatzleiter der Feuerwehr beschrieb im spanischen Fernsehen die Lage wie folgt: „Spanien ist ein Pulverfass, der kleinste Funke kann in kürzester Zeit einen gigantischen Brand auslösen. Wir können solche Waldbrände der neuen Generation gar nicht mehr direkt löschen, nur noch eingrenzen und versuchen zu verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen“. Waldbrände könnten in Spanien „derzeit überall und zu jeder Zeit ausbrechen und rasend schnell außer Kontrolle gelangen“, warnt der Experte.
Besonders übel sieht es im Nachbarland Portugal aus, wo 3.500 Einsatzkräfte seit Tagen gegen noch rund 50 Waldbrände im ganzen Land ankämpfen müssen. Rund 20.000 Hektar sind 2022 bereits verbrannt, meldet das staatliche Institut für Naturschutz und Wälder, das meiste davon in dieser Woche. Die Ereignisse erinnern an die große Katastrophe 2017, als bei Pedrógao Grande 66 Personen in den Flammen starben. Auch 2022 forderte bereits ein erstes Todesopfer, eine etwa 50-jährige Frau wurde völlig verbrannt in einem Maisfeld bei Leiria in Mittelportugal gefunden. Weitere 150 Personen mussten mit Rauchvergiftungen oder wegen Verletzungen bei der Flucht vor den Flammen behandelt werden.
Ganz Portugal ist wegen der Brände in Alarm versetzt, die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt, von Viana do Castelo an der spanischen Grenze zu Galicien bis zur Algarve, der wichtigsten Urlaubsregion Portugals. In der Hauptstadt Lissabon wurden in einigen Vierteln wie Olivais bereits erste Parks und Kinderspielplätze vorsorglich geschlossen. Im portugiesischen TV wurden Bilder von der Autobahn A-1 gezeigt, die an beiden Seiten von den Flammen eingeschlossen war.
Auch in anderen europäischen Ferienregionen, in Italien, der Türkei und Frankreich toben heftige Waldbrände, mussten auch Touristen evakuiert werden.
Portugals Innenminister José Luís Carneiro bestätigte die "schlimmste Kombination von natürlichen und menschlichen Faktoren", die zu den Bränden führten und sie schürten. So sei die Hälfte der Auslöser auf (illegale) "Feldbereinigungen" durch gelegte Feuer durch Landwirte zurückzuführen, andere Auslöser seien "Grillabende im Wald" oder auch einfach der "Funkenflug ausgelöst durch einen Ausflügler oder Bauern mit seinem Traktor". Insgesamt 107 Brände habe Portugal im Juli gezählt. Die "Dummheit der Menschen", so der Minister, sei eine Sache, doch die Brandexperten der Feuerwehr sprechen, in Spanien und in Portugal, von "einer neuen Qualität der Brände", deren Ursachen ganz klar im Klimawandel lägen und nicht "eben normal" für einen Sommer sind.
Zum Thema: Klimabericht Spanien - Keine guten Aussichten.