Raus aus der Coronavirus-Krise: Mit diesen Schritten will Spanien zurück zur Normalität

Für die Rückkehr zur Normalität nach der Coronavirus-Krise hat die Regierung einen Vier-Phasen-Plan vorgestellt. Die Phase 1 beginnt frühestens am 11. Mai, die Einleitung des nächsten Schritts wird für jede Provinz einzeln entschieden.
- Vier Inseln mit geringen Fallzahlen starten erste Phase bereits am 4. Mai.
- Neue Phasen greifen stufenweise und von Provinz zu Provinz unterschiedlich.
- Bis Ende Juni soll ganz Spanien die vierte und letzte Phase überwunden haben.
Madrid - Ministerpräsident Pedro Sánchez hat am Dienstag einen Vier-Phasen-Plan vorgestellt, mit dem er Spanien nach der Coronavirus-Krise zurück zu einer „neuen Normalität“ führen will. Aktuell befindet sich Spanien demnach in Phase 0. Ab Montag, 4. Mai, sieht der Deeskalationsplan weitere Lockerungen vor neben den bereits erlaubten Spaziergängen für Kinder und ab 2. Mai für Erwachsene. Anschließend sollen schrittweise neue Stufen erklommen werden. Die Einleitung der jeweils nächsten Phase wird jedoch von Provinz zu Provinz entschieden, je nach der Entwicklung vor Ort – auch eine Rückstufung ist möglich. Zwischen zwei Phasen müssen mindestens zwei Wochen vergehen, folgende Faktoren bestimmen über die Aufstufung:
- Auslastung des Gesundheitssystems, Verfügbarkeit von Betten in den Krankenhäusern und Platz auf den Intensivstationen.
- Entwicklung der Epidemie vor Ort, Zahl der Neuinfizierten.
- Einhalten der Schutzmaßnahmen seitens der Bevölkerung, vor allem am Arbeitsplatz, in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln.
- Auswertung von Daten zur Fortbewegung und zur Sozioökonomie.
Jede Provinz mit eigenem Fahrplan
Ziel ist es, dass alle spanischen Provinzen spätestens Ende Juni die letzte Stufe, also Phase 3, überwunden haben. Start des Deeskalationsplans ist für ganz Spanien am 4. Mai, außer auf den Kanareninseln La Gomera, El Hierro und La Graciosa sowie der Baleareninsel Formentera. Diese vier Inseln starten wegen der geringen Fallzahlen sofort mit Phase 1. Die einzelnen Phasen sind bisher nur grob definiert, Einzelheiten werden nach und nach folgen. Auch Änderungen im Fahrplan sind jederzeit möglich.
Phase 0
Der erste Schritt, die Phase 0, läuft bereits. Ab Montag, 4. Mai, ist dann unter anderem erlaubt:
- Einzeln Sport im Freien
- Einzeln Training von Profisportlern und Verbandsmitgliedern sowie Basistraining in professionellen Ligen.
- Öffnung kleiner Lokale, die Termine vergeben und Kunden einzeln bedienen. Darunter fallen zum Beispiel Bars und Restaurants, in denen Speisen abgeholt werden können.
- Pflege von Gemüsegärten im eigenen oder im Nachbarort.
Phase 1
Der zweite Schritt wird im Idealfall in zwei Wochen, also am Montag, 11. Mai, eingeleitet und beinhaltet folgende Lockerungen:
- Soziale Aktivitäten, zum Beispiel Besuche zu Hause. Die genauen Bedingungen dafür werden noch festgelegt.
- Fortbewegung im Auto erlaubt innerhalb der eigenen Provinz. Mitfahren dürfen Personen, die im selben Haushalt wohnen.
- Öffnung kleiner Geschäfte.
- Öffnung von Bars und Restaurants mit Terrasse. Die Bedienung findet ausschließlich im Freien statt, 30 Prozent der Tische dürfen belegt werden.
- Öffnung von Hotels und Ferienwohnungen, ausgenommen Gemeinschaftsbereiche.
- Öffnung von Kirchen und anderen religiösen Einrichtungen, bei einer Auslastung von maximal 30 Prozent.
- Vollständige Wiederaufnahme der Tätigkeit im Bereich Landwirtschaft und Fischerei.
- Kulturveranstaltungen mit weniger als 30 Zuschauern bzw. 200 bei Freiluftveranstaltungen. Museen. Museen öffnen mit einem Drittel ihrer Kapazität.
Phase 2
Der dritte Schritt könnte nach weiteren zwei Wochen folgen, also am Montag, 25. Mai, sofern die Entwicklung in jeder Provinz das erlaubt. Erlaubt wären dann:
- Öffnung von Restaurants mit Bedienung im Innenraum bei noch festzulegender Einschränkung der Gästezahl.
- Öffnung von Kinos und Theater bei Belegung von einem Drittel der Sitzplätze. Auch Ausstellungssäle und Sehenswürdigkeiten dürfen wieder besichtigt werden.
- Kulturelle Veranstaltungen mit weniger als 50 Zuschauern. Open-Air-Veranstaltungen mit weniger als 400 Zuschauern.
- Jagd und Angelsport.
- Öffnung bestimmter Bildungseinrichtungen, zum Beispiel Nachhilfeeinrichtungen oder Abhaltung der Aufnahmeprüfungen an den Universitäten, Betreuung von Kindern unter sechs Jahren, wenn beide Elternteile arbeiten müssen und dies nicht zu Hause tun können.
- Fahrten zu Zweitwohnungen innerhalb derselben Provinz.
- Fahrschulen und private Bildungseinrichtungen wie Sprachschulen dürfen öffnen.
Phase 3
Der vierte und letzte Schritt kann in den Provinzen mit einer positiven Entwicklung am Montag, 8. Juni, eingeleitet werden. Bisher sind dafür folgende Lockerungen vorgesehen:
- Restaurantbetrieb mit 50 Prozent Auslastung, bei strikter Trennung der Gäste.
- Soziale Kontakte, ausgenommen Risikogruppen.
- Mehr Freiheiten bei der Fortbewegung.
- Mehr Freiheiten bei der Öffnung von Geschäften und der Anzahl von Kunden im Laden.
- Öffnung der Strände.
Bis Ende Juni - und somit pünktlich zur Hochsaison für den Tourismus - sollten alle Provinzen die vierte und letzte Stufe erreicht haben. Mit dem Vier-Phasen-Plan durchkreuzt die Regierung allerdings die Pläne von Provinzen wie Almería, die aufgrund der niedrigen Infektionszahlen darauf gehofft hatten, früher als alle anderen mit Lockerungen rechnen zu dürfen. Pedro Sánchez verdeutlichte in seiner Ansprache am Dienstagnachmittag, dass nach dem Vier-Phasen-Plan nicht alles so sein wird wie früher. Vielmehr sprach der Ministerpräsident von einer "neuen Normalität".