Spanien ist mehr als Fiesta und Siesta: Vielseitiges Urlaubsland mit bewegter Geschichte
Das Klima, die mediterrane Gastronomie und die Lebensfreude seiner Landsleute: Spanien genießt, was die Lebensqualität angeht, im Rest Europas einen ausgezeichneten Ruf. Das Königreich im Süden ist abseits von Strand, Sonne und Urlaubsflair aber noch vielseitiger als einige wissen.
- Spanien ist das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt.
- Das Königreich im Süden ist das Land mit der höchsten Lebenserwartung Europas.
- Spanien ist Wahlheimat für viele Deutsche, Briten und Belgier.
Madrid – Viele kennen Spanien aus dem Urlaub - die Strände, die Gastronomie, die größten Städte, vielleicht noch ein paar Sehenswürdigkeiten. Millionen Touristen kommen jedes Jahr. Doch das Land im Süden Europas hat eine bewegte Geschichte - viel zu aufregend, um im Urlaub nur am Strand zu liegen.
Land | Spanien |
Provinzen | Barcelona, Alicante, Málaga, Valencia und 46 weitere |
Hauptstadt | Madrid |
Vorwahl | +34 |
Bevölkerung | 46,94 Millionen (2019) |
König | Felipe VI. |
Spanien: 17 Autonome Regionen
Spanien gliedert sich in 17 Autonome Regionen und die beiden Autonomen Städte Melilla und Ceuta in Nordafrika sowie 50 Provinzen. Hauptstadt und größter Ballungsraum ist Madrid mit rund 3,2 Millionen Einwohnern – nach dem brexitbedingten Wegfall Londons ist die spanische Metropole damit nach Berlin die zweitgrößte Stadt der Europäischen Union (EU). Weitere wichtige Metropolregionen sind Barcelona mit etwa 1,62 Millionen Einwohnern, Valencia mit knapp 800.000, Sevilla mit knapp 690.000, der Großraum Bilbao mit 900.000 sowie Zaragoza mit 680.000 und Málaga mit 575.000 Einwohnern.

Spaniens Katalonien-Konflikt
Spaniens Sorgenkind unter den Autonomen Regionen ist die wirtschaftliche starke Gegend Katalonien im Nordosten des Landes. Der seit Jahren brodelnde Konflikt um mehr autonome Rechte der Katalanen fand seinen bisherigen Höhepunkt in einem umstrittenen, vom spanischen Verfassungsgericht für verfassungswidrig erklärten Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017. Wenige Wochen später erklärte die katalanische Regionalregierung unter Carles Puigdemont auf Basis einer Mehrheit beim umstrittenen Referendum die einseitige Unabhängigkeit der Region von Spanien. Die spanische Regierung - damals unter Ministerpräsident Mariano Rajoy (PP) - setzte Puigdemonts Regierung ab und erklärte den Verfassungsnotstand mit Zwangsverwaltung in Katalonien. Im Oktober 2019 verhängte die spanischen Justiz lange Haftstrafen gegen die Verantwortlichen des Unabhängigkeitsreferendums.

Mit einer Gesamtzahl von rund 47 Millionen Einwohnern ist das knapp 506.000 Quadratkilometer große Spanien relativ dünn besiedelt. Zum Vergleich: In Deutschland leben auf einer Fläche von rund 360.000 Quadratkilometern 83 Millionen Menschen, das sind 232 Einwohner pro Quadratkilometer, in Spanien sind es nur 92 (Stand 2018).
Spaniens größte Städte (Stand: Januar 2019)
Stadt | Einwohner |
---|---|
Madrid | 3.266.126 |
Barcelona | 1.636.762 |
Valencia | 794.288 |
Sevilla | 688.592 |
Zaragoza | 674.997 |
Málaga | 574.654 |
Murcia | 453.258 |
Palma de Mallorca | 416.065 |
Spanien: Urlaubsland mit Stränden, mildem Klima und Sehenswürdigkeiten
Spanien gehört zu den beliebtesten Reisezielen Europas und ist nach Frankreich das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt. Jedes Jahr kommen rund 83 Millionen Urlauber nach Spanien. Der Tourismus ist daher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land. Auf Platz eins steht für internationale Touristen die Region Katalonien, ebenfalls hoch im Kurs stehen die Kanaren und Balearen, aber auch die Costa Blanca, Costa Cálida und Costa del Sol. Beliebt ist Spanien als Urlaubsziel laut Zahlen aus dem Jahr 2019 vor allem bei Briten (24 Prozent), Deutschen (17 Prozent) und Franzosen (15 Prozent).

Spanien verfügt über rund 5.000 Küstenkilometer
Mit knapp 5.000 Küstenkilometern und entsprechend zahlreichen Stränden ist Spanien als klassisches Ziel für Strandurlaub beliebt, zieht aber auch viele Besucher zu Städtereisen in seine Metropolen Madrid, Barcelona, Valencia oder Málaga. Außerdem pilgern jedes Jahr gut 300.000 Besucher auf dem spanischen Jakobsweg in Richtung der galicischen Stadt Santiago de Compostela und auch der ländliche Tourismus trägt seinen Teil zur in den vergangenen Jahren jährlich steigenden Tourismusbilanz bei – auch wenn der Rural- im Vergleich zum Strandtourismus deutlich weniger Bedeutung hat.
Spaniens Flughäfen
Spanien verfügt über mehrere internationale Flughäfen, über die jedes Jahr zahlreiche Touristen ins Land kommen. Die größten befinden sich in Madrid und Barcelona mit den Airports Adolfo Suárez–Barajas sowie El Prat. Wichtiges Drehkreuz ist auch der Flughafen von Palma de Mallorca, zu den größten Flughäfen Europas gehören aber auch die von Málaga sowie Alicante-Elche .
Flughafen | Passagieraufkommen (2019) |
---|---|
Madrid Adolfo Suárez–Barajas | 61.891.340 |
Barcelona El Prat | 52.686.314 |
Palma de Mallorca | 29.721.123 |
Málaga-Costa del Sol | 19.021.704 |
Alicante-Elche | 15.047.840 |
Was ist die Staatsform von Spanien?
Spanien ist eine parlamentarische Erbmonarchie, Staatsoberhaupt ist seit dem Jahr 2014 König Felipe VI., Regierungschef ist der Ministerpräsident – seit Juni 2018 der Parteivorsitzende der Sozialistischen Arbeiterpartei PSOE, Pedro Sánchez.
Spanien: Ein Land, viele Sprachen
Neben Spanisch (Castellano) werden in Spanien vier weitere offizielle Amtssprachen gesprochen: Katalanisch (Català), Valencianisch (Valencià), Baskisch (Euskera) und Galicisch (Galego). Letztere werden als kooffizielle Sprachen in der jeweiligen Region – also in Katalonien, im Land Valencia sowie im Baskenland und in Galicien – in den Schulen und Universitäten gelehrt sowie in regionalen und kommunalen Einrichtungen gesprochen.
Spanier haben mit die höchste Lebenserwartung der Welt
Mit im Schnitt 83,3 Jahren (Stand 2017) haben die Spanier eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt. Im Jahr 2040, so prognostizieren es Studien, könnten die Spanier die bislang langlebigsten der Welt, die Japaner, auf Platz eins ablösen. Im Schnitt 85 Jahre könnten die Südländer dann werden.
Spanien: Beliebte Wahlheimat für Nordeuropäer
Vieles spricht dafür, sich für Spanien als Urlaubsland oder Wahlheimat zu entscheiden. Die Iberische Halbinsel mit ihren Inselgruppen Balearen und Kanaren ist wegen ihre milden Klimas, zahlreichen Sonnentagen und Stränden Wahlheimat für viele Deutsche, Briten oder Belgier. Auch viele russischstämmige Menschen lassen sich wegen des reizvollen Klimas zum Beispiel an der Costa Blanca im Südosten des Landes nieder. Der sogenannte Residenzialtourismus, der sich zumeist aus einem älteren, nordeuropäischen Klientel speist, ist ein wichtiger Einkommenszweig für auch bei Deutschen hoch im Kurs stehenden Gegenden wie Mallorca sowie Costa Blanca, Costa Cálida oder Costa del Sol im Süden der Halbinsel. Viele Ausländer leben dort mehrere Monate im Jahr in ihren Zweitwohnsitzen.
Eine Karte von Spanien:

Spaniens Geschichte: Von Iberern, Römern und Westgoten
Die Iberische Halbinsel verdankt ihren Namen den Iberern, die neben Kelten und Basken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit auf dem Gebiet siedelten. Im 11. Jahrhundert vor Christus lebten die Phönizier im Süden der Halbinsel, mit dem Zweiten Punischen Kriege gelangten erstmals Römer in das Gebiet und besetzten zunächst den Westen und Süden der Halbinsel, bis sie auch zum Norden durchdrangen. Später weiteten die Westgoten ihr Reich von Gallien bis nach Iberien aus, das heutige Toledo war Hauptstadt des Westgotenreichs. Ab dem 8. Jahrhundert schlugen die Mauren die Westgoten immer weiter zurück und eroberten schließlich die gesamte Iberische Halbinsel.
Der jahrhundertelangen arabischen Herrschaft bis 1492 verdankt Spanien ein reiches architektonisches, kulturelles, sprachliches und gastronomisches Erbe. Bekanntestes architektonisches Beispiel für die islamische Bauweise und beliebte Sehenswürdigkeit bei Touristen ist heute noch der Palast Alhambra im andalusischen Granada, das 1492 als letzte Stadt während der sogenannten Reconquista, der Rückeroberung der Christen, fiel. Im Anschluss an die Reconquista sorgten die sogenannten Katholischen Könige, Isabel I de Castilla und Fernando II de Aragón, für eine Verfolgung von „ungläubigen“ Moslems und Juden, die ab 1478 durch die Spanische Inquisition bestraft wurden. Hunderttausende Juden und Morisken wurden anschließend vertrieben.

Spanien wird Weltmacht
Im 15. Jahrhundert kam es zur Vereinigung der beiden Königreiche Kastilien und Aragón. Mit der Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus wurde Spanien zur christlichen Weltmacht. Das spanische Kolonialreich erstreckte sich um 1600 über weite Teile Süd- und Mittelamerikas. 1516 kamen die Habsburger mit Kaiser Karl V. (Carlos I) - er war Enkel der Katholischen Könige - auf den spanischen Thron. Um die Frage nach der Nachfolge auf den letzten Habsburger-König Karl II. kam es von 1701 bis 1714 zum Spanischen Erbfolgekrieg. Schließlich kam Philipp V. aus dem Hause Bourbon an die Macht, dem auch der heutige König Felipe VI. angehört. Anfang des 19.Jahrhunderts erlangten die amerikanischen Staaten bei den Unabhängigkeitskriegen wieder ihre Freiheit. 1898 endete mit den letzten Verlusten an die Vereinigten Staaten das spanische Kolonialreich.
Vom Spanischen Bürgerkrieg zur Franco-Diktatur
Anfang des 20. Jahrhunderts war Spanien ein von Ackerbau geprägtes Land. Industrie gab es vor allem in Katalonien und im Baskenland. 1923 begann mit der Machtergreifung Miguel Primo de Riveras eine Militärdiktatur, die allerdings nicht von langer Dauer war. 1931 wurde Spanien Republik. Die instabile sogenannte Zweite Republik erlebte zahlreiche Putschversuche. Im Juli 1936 putschten Teile des Militärs unter Führung von Francisco Franco gegen die Regierung, worauf der Spanische Bürgerkrieg folgte. Unterstützung erhielt Franco vom faschistischen Italien und den Nationalsozialisten in Deutschland. Bekanntestes Massaker der deutschen Legion Condor an der zivilen spanischen Bevölkerung ist - auch dank Pablo Picassos berühmtem Bild „Guernica“ - der Luftangriff auf die gleichnamige Stadt 1937 im Baskenland, bei dem rund 300 Menschen starben.
Mit dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs 1939 begann die Epoche der franquistischen Franco-Diktatur, die von gewaltsamen „Säuberungen“ mit Verboten der Regionalsprachen geprägt war und bis zum Tod Francisco Francos 1975 andauerte. Anschließend leitete Spaniens König Juan Carlos I einen Demokratisierungsprozess - die sogenannte Transición - ein. Noch während der Franco-Zeit und der Trancisión beging die baskisch-nationalistische Untergrundorganisation Euskadi Ta Askatasuna, kurz ETA, zahlreiche Terrorangriffe. 1978 wurde Spanien zur parlamentarischen Monarchie. 1981 fand erneut ein Putschversuch, der sogenannte 23-F, von rechten Militärs und Teilen der paramilitärischen Guardia Civil gegen die demokratische Regierung statt. 1982 übernahm Felipe González‘ PSOE die Regierung. Spanien erlebte in den 80er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Spanien: Ende des Zweiparteiensystems
In den Folgejahren gaben sich Sozialisten und Konservative in Spaniens Zweiparteiensystem das Zepter abwechselnd in die Hand: Auf Felipe González folgte 1996 José María Aznar (PP) als Ministerpäsident, ab 2004 regierte in Madrid José Luis Rodríguez Zapatero (PSOE), 2011 folgte wieder die PP mit Mariano Rajoy. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2015 führte ein Stimmverlust der beiden großen Parteien erstmals dazu, dass auch kleinere Gruppen mehr Bedeutung auf der poltischen Bühne gewannen: Podemos und Ciudadanos profitierten von den Verlusten der Großen und zogen ins Parlament ein. Im Juni 2018 wurde Rajoy durch ein Misstrauensvotum gestürzt, sein Nachfolger Pedro Sánchez (PSOE) übernahm die Regierung.
Spanien schwer vom Coronavirus getroffen
Spanien gehört in Europa zu den Ländern, die die Coronavirus-Pandemie 2020 besonders schwer getroffen hat. Das Land beklagte mehrere zehntausend Tote durch die Lungenkrankheit Covid-19. Weil durch den strengen Lockdown und geschlossene Grenzen in Europa die spanische Wirtschaft und besonders der Tourismussektor litten, erlebten Spanien und sein Tourismus eine tiefe Krise.