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Job: Elternzeit von Vätern beeinflusst Karrierechance der Mütter?

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Von: Carina Blumenroth

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Klassische Rollenaufteilung, 50:50 in der Care-Arbeit mit Kind, nur Mutter oder nur Vater – wenn Kinder in das Leben kommen, ändern sich die Karrierewege.

Wenn Frauen Kinder bekommen, bedeutet dies oft Einschnitt in die Karriere – viele gehen in Elternzeit, bleiben daheim mit dem Kind und kehren später in Teilzeit in den Beruf zurück. Manche, weil sie es finanziell müssen, einige, weil die Rollenaufteilung in der Familie derzeit so ist und andere, weil möglicherweise die Betreuungsmöglichkeiten fehlen. Nehmen vor allem Frauen die Elternzeit, schadet das den Karrieremöglichkeiten, ebenfalls kann eine finanzielle Benachteiligung vor allem im Alter drohen. Eine Untersuchung hat ergeben, dass Frauen schneller in den Arbeitsmarkt zurückkehren, wenn Männer Elternzeit nehmen. Was genau dahinter steckt.

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Mutterschaft und Karriere: Wenn Männer Elternzeit nehmen, klappt es besser

Mutter und Tochter daheim.
Oft nehmen Mütter Elternzeit, das kann Nachteile für die Karriere von Frauen haben. © RACHEL ANNIE BELL/Imago

Forscherinnen und Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben in einer Analyse die Elternzeit von verheirateten Paaren untersucht. Dabei ist herausgekommen, dass Mütter meist schneller auf den Arbeitsmarkt zurückkehren, wenn die Partner Elternzeit nehmen. Einen Unterschied sehe man vor allem, wenn die Elternzeit der Männer länger als zwei Monate dauere.

Wenn Männer mehr als sechs Monate Elternzeit nehmen:

Haben drei Viertel der Mütter nach spätestens neun Monaten die Arbeit wieder aufgenommen.

Bei einer Elternzeit des Mannes für vier bis sechs Monate sei dies nach zehn Monaten der Fall. Ist der Mann zwischen zwei und vier Monaten in Elternzeit, so arbeiten drei Viertel der Frauen nach 13 Monaten wieder. Wenn der Mann maximal zwei Monate in Elternzeit geht, seien Frauen nach 20 Monaten wieder bei der Arbeit, informiert IAB. Nimmt der Mann keine Elternzeit in Anspruch, seien drei Viertel der Frauen nach zwei Jahren wieder in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt.
Nach Informationen des IAB nehmen bei verheirateten Paaren die Mehrzahl der Männer keine Elternzeit. Sofern Elternzeit von dem Mann in Anspruch genommen werde, sei dies meist für maximal zwei Monate der Fall.

Karrierenachteile für Mütter? Männer könnten helfen, dem entgegenzuwirken

„Längere Elternzeiten von Vätern, vor allem, wenn sie über zwei Monate hinausgehen, könnten dazu beitragen, etwaige negative Karrierefolgen für Frauen von familienbedingten Erwerbsunterbrechungen abzumildern“, sagt IAB-Forscherin Dr. Corinna Frodermann. Für die Untersuchung wurden die Erwerbsverläufe von verheirateten Paaren herangezogen, die zwischen 2007 und 2013 ihr erstes Kind bekommen haben.

Eine traditionelle Rollenverteilung ist derzeit noch Standard

Die Mutter übernimmt die Care-Arbeit, der Vater bringt das Geld nach Hause, so sieht das bei vielen verheirateten Paaren mit Kind aus. IAB-Forscherin Dr. Corinna Frodermann sagt im IAB-Forum, dass sich die meisten Paare nach wie vor für „ein sehr traditionelles Modell“ entscheiden. Mit der Einführung des Elterngeldes sei ein minimaler Rückgang erkennbar.

16 Jahre Elterngeld: Ein Schritt für Mutterschaft und Karriere der Frau?

Das Elterngeld, so wie es heute bekannt ist, gibt es seit 2007 und seitdem lässt sich schrittweise erkennen, dass die Mehrzahl der Männer keine Elternzeit in Anspruch nimmt, diese Zahl aber leicht rückläufig ist:

JahrMänner ohne Elternzeit (Prozentangaben)
200787,5 Prozent
200982,5 Prozent
201181,6 Prozent
201381,3 Prozent

Quelle: IAB-Bericht, Stand: 10.02.2023

Im Umkehrschluss bedeutet dies nach Angaben des IAB, dass 13,2 Väter, deren erstes Kind im Jahr 2013 geboren ist, zwei Monate in Elternzeit gegangen sind.

Karrierenachteile für die Frau durch Mutterschaft?

Weniger Arbeitsstunden pro Woche oder oft längere Auszeiten, in der Frauen komplett aus dem Beruf gerissen sind. Das hat für Frauen ein paar Karrierenachteile, wie Dr. Ann-Christin Bächmann vom Leibniz-Institut gegenüber IAB erläutert. Unter anderem seien damit „schlechtere Aufstiegschancen, geringere Weiterbildungsmöglichkeiten und Lohneinbußen“ verbunden. Außerdem spielt der Gender-Pay-Gap in Teilen ebenfalls mit hinein. Vor allem aber die Langfristigkeit der Einbußen sollten bedacht werden, der geringere Lohn ist nicht nur gegenwärtig eine Herausforderung, sondern spiele auch im Alter bei den ebenfalls geringeren Rentenansprüchen eine Rolle, informiert Frodermann.

Karriere und Mutter: Was könnte die Politik tun?

IAB-Forscher Dr. Andreas Filser sagt, dass auch politische Anreize helfen könnten, die Situation für Frauen zu verbessern: „Zum einen könnte die Politik zum Beispiel Anreize dafür schaffen, dass Väter und Mütter ihre Elternzeit nicht gleichzeitig nehmen, sondern Väter eine gewisse Zeit hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung zuständig sind, ganz nach dem finnischen Vorbild. Wir wissen aus ersten Studien, dass alleinige Elternzeitmonate des Vaters auch nachhaltig eine egalitärere Aufteilung der Kinderbetreuung im Paar zur Folge haben, deutlich mehr als gemeinsame Elternzeiten.“ Ebenfalls könne eine familienfreundlichere Unternehmenskultur dabei helfen, dass es Vätern erleichtert würde, Elternzeit in Anspruch zu nehmen, wie Frodermann informiert. Damit einher müssten ebenfalls die Betreuungsmöglichkeiten aufgestockt und verbessert werden, auch im Hinblick auf eine mögliche Vollzeitbetreuung.

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