Nach Informationen des IAB nehmen bei verheirateten Paaren die Mehrzahl der Männer keine Elternzeit. Sofern Elternzeit von dem Mann in Anspruch genommen werde, sei dies meist für maximal zwei Monate der Fall.
„Längere Elternzeiten von Vätern, vor allem, wenn sie über zwei Monate hinausgehen, könnten dazu beitragen, etwaige negative Karrierefolgen für Frauen von familienbedingten Erwerbsunterbrechungen abzumildern“, sagt IAB-Forscherin Dr. Corinna Frodermann. Für die Untersuchung wurden die Erwerbsverläufe von verheirateten Paaren herangezogen, die zwischen 2007 und 2013 ihr erstes Kind bekommen haben.
Die Mutter übernimmt die Care-Arbeit, der Vater bringt das Geld nach Hause, so sieht das bei vielen verheirateten Paaren mit Kind aus. IAB-Forscherin Dr. Corinna Frodermann sagt im IAB-Forum, dass sich die meisten Paare nach wie vor für „ein sehr traditionelles Modell“ entscheiden. Mit der Einführung des Elterngeldes sei ein minimaler Rückgang erkennbar.
Das Elterngeld, so wie es heute bekannt ist, gibt es seit 2007 und seitdem lässt sich schrittweise erkennen, dass die Mehrzahl der Männer keine Elternzeit in Anspruch nimmt, diese Zahl aber leicht rückläufig ist:
Jahr | Männer ohne Elternzeit (Prozentangaben) |
---|---|
2007 | 87,5 Prozent |
2009 | 82,5 Prozent |
2011 | 81,6 Prozent |
2013 | 81,3 Prozent |
Quelle: IAB-Bericht, Stand: 10.02.2023
Im Umkehrschluss bedeutet dies nach Angaben des IAB, dass 13,2 Väter, deren erstes Kind im Jahr 2013 geboren ist, zwei Monate in Elternzeit gegangen sind.
Weniger Arbeitsstunden pro Woche oder oft längere Auszeiten, in der Frauen komplett aus dem Beruf gerissen sind. Das hat für Frauen ein paar Karrierenachteile, wie Dr. Ann-Christin Bächmann vom Leibniz-Institut gegenüber IAB erläutert. Unter anderem seien damit „schlechtere Aufstiegschancen, geringere Weiterbildungsmöglichkeiten und Lohneinbußen“ verbunden. Außerdem spielt der Gender-Pay-Gap in Teilen ebenfalls mit hinein. Vor allem aber die Langfristigkeit der Einbußen sollten bedacht werden, der geringere Lohn ist nicht nur gegenwärtig eine Herausforderung, sondern spiele auch im Alter bei den ebenfalls geringeren Rentenansprüchen eine Rolle, informiert Frodermann.
IAB-Forscher Dr. Andreas Filser sagt, dass auch politische Anreize helfen könnten, die Situation für Frauen zu verbessern: „Zum einen könnte die Politik zum Beispiel Anreize dafür schaffen, dass Väter und Mütter ihre Elternzeit nicht gleichzeitig nehmen, sondern Väter eine gewisse Zeit hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung zuständig sind, ganz nach dem finnischen Vorbild. Wir wissen aus ersten Studien, dass alleinige Elternzeitmonate des Vaters auch nachhaltig eine egalitärere Aufteilung der Kinderbetreuung im Paar zur Folge haben, deutlich mehr als gemeinsame Elternzeiten.“ Ebenfalls könne eine familienfreundlichere Unternehmenskultur dabei helfen, dass es Vätern erleichtert würde, Elternzeit in Anspruch zu nehmen, wie Frodermann informiert. Damit einher müssten ebenfalls die Betreuungsmöglichkeiten aufgestockt und verbessert werden, auch im Hinblick auf eine mögliche Vollzeitbetreuung.